Mit einer besonderen Freisprechung würdigten Dehoga Sylt und Sylter Unternehmer die Leistungen ihrer Auszubildenden, die unter erschwerten Bedingungen erfolgreich ihre Lehre abgeschlossen haben.
Spezifische Schneidewerkzeuge an Metallrohren ausprobieren oder Drinks mit dem professionellem Barkeeper-Shaker mixen – das können Schüler in ihrem Schulalltag normalerweise nicht. Und wenn sie dabei auch noch aus eigenem Antrieb viele neugierige Fragen stellen, dann nehmen sie gerade an einer besonderen Veranstaltung teil: Das „Speed-Dating“ der Sylter Betriebe war Anfang November wieder zu Gast im Schulzentrum, um die Auszubildenden in spe mit ihren künftigen Arbeitgebern in Kontakt zu bringen.
Tatsächlich stellen sich die Jugendlichen, wenn der Schulabschluss näher rückt, schon beizeiten die Frage, ob und in welches Berufsleben sie starten möchten. Deshalb nutzten die rund 200 Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit bereitwillig und wählten jeder sechs Betriebe aus den rund 30 vertretenen, über die sie im etwa 20-minütigen Gruppengespräch mehr erfahren wollten. Christine Ploog, Koordinatorin für berufliche Orientierung am Schulzentrum, erklärte: „Wir haben für jeden Schüler einen Laufzettel erstellt, der größtenteils die individuellen Wünsche erfüllte. Das war uns wichtig.“
Sie lobte außerdem die gute Vorarbeit der Betriebe: „Alle Teilnehmer haben im Voraus einen Steckbrief über sich erstellt und so den Schülern eine gute Orientierungshilfe an die Hand gegeben.“ Abschließend durften die Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klasse sowie der E-Phase, dem auf die zehnte Klasse folgenden Jahrgang, erstmals in einer „offenen Runde“ noch auf eigene Faust und nach den bis dahin gewonnenen Infos einen Betrieb aufsuchen.
Eigeninitiative und eine aktive Planung ihrer beruflichen Zukunft stellte Christine Ploog vermehrt bei den jungen Leuten fest: „Etliche Zehntklässler kümmern sich schon selbst um Praktika in den Ferien.“ Außerdem hätten sich einige Schüler zum Beispiel bereits für eine Kochausbildung entschieden und deshalb alle sechs Termine des „Speed-Datings“ bei entsprechenden Ausbildungsbetrieben gewählt, um sich konkret über die verschiedenen Angebote zu informieren.
Um angehende Auszubildende müssen sich die Sylter Betriebe offenbar immer mehr bemühen – allein auf der Sylter Jobbörse finden sich aktuell rund 100 freie Ausbildungsstellen. An überzeugender Begeisterung für ihren jeweiligen Job mangelte es den Vertretern der Betriebe dabei nicht. Viele hatten auch Lehrlinge zur Veranstaltung mitgebracht, die – oft sogar selbst ehemalige Schüler des Schulzentrums – den Jugendlichen gut auf Augenhöhe von ihrem Arbeitsalltag berichten konnten.
Fragen wie „Kann ich die Ausbildung hier auch überregional gebrauchen?“ oder „Wie sehen die Aufstiegs- und Verdienstmöglichkeiten aus?“ zeigten den Firmenvertretern: Die meisten Schülerinnen und Schüler kamen zu den Gesprächen aus echtem Interesse und nicht wegen der kostenlosen Goodies wie Popcorn, Zollstöcken und anderen süßen oder nützlichen Kleinigkeiten.
Manche Schüler hätten gern mehr Handwerksbetriebe zur Auswahl gehabt, doch insgesamt sahen alle den Nutzen des „Speed-Datings“ und es machte ihnen Spaß. Wer einen oder zwei potenzielle Arbeitgeber ins Auge gefasst hat, kann diese beim Berufserkundungstag Mitte November vor Ort noch besser kennenlernen.
Auf den Weg gebracht wurde die Veranstaltung vom Verein Sylter Unternehmer (SU) in Zusammenarbeit mit dem Schulzentrum Sylt und der IHK, zuletzt fand sie 2019 statt. „Nachdem das Speed-Dating wegen Corona zwei Jahre lang ausgefallen ist, war das Interesse daran bei den Betrieben jetzt wieder sehr groß – der persönliche Kontakt scheint allen wichtig zu sein“, stellte SU-Geschäftsführer Ronald Glauth fest.
Zusammen mit seiner Kollegin Claudia Wenzlaff hatte er knapp 30 Unternehmen und Firmen gewinnen und ihnen Tipps für die Präsentation geben können; vertreten waren Versicherungen, das Handwerk, der medizinische Bereich, Hotellerie und Gastronomie sowie Geldinstitute. Das Schulzentrum hatte die Organisation der Gesprächsrunden übernommen. „Wir sind wirklich sehr dankbar über die Kooperation mit dem Schulzentrum“, betonte Glauth.