Alle zwei Jahre schreibt das Land Schleswig-Holstein den Wettbewerb „Schule des Jahres“ aus. Das Thema für den Wettbewerb 2022 lautet „Lernen in der Pandemie“. Auch die Gemeinschaftsschule in Westerland hatte sich vergangenes Jahr beworben und im Januar die Nachricht erhalten, als eine von insgesamt elf Schulen für den Preis nominiert worden zu sein.
Sieben Stunden Programm für die Jury
Die Freude bei Lehrkräften und in der Schülerschaft war groß und die Spannung stieg seitdem stetig, hatte doch für gestern eine siebenköpfige Jury ihren Besuch angekündigt. Nachdem für die Bewerbung schon ein aufwendiges 90-sekündiges Video gedreht worden war, musste diesmal quasi ein ganzer Schultag vorbereitet werden.
Schulleiterin Gonde Detlefsen war die Aufregung anzumerken, als sie erklärte: „Ich habe in den letzten Nächten nicht mehr richtig geschlafen.“ Zusammen mit dem Kollegium, Schülerinnen und Schülern, dem Schulverband und Kooperationspartnern hatte sie ein siebenstündiges Programm auf die Beine gestellt, mit dem möglichst vieles von dem gezeigt werden sollte, was die Schule ausmacht.
Speed-Dating und „offene Kajütentüren“
Gonde Detlefsen präsentierte der Jury – neben Wulf Wersig als Delegationsleiter waren dies Dr. Désirée Burba, Prof. Dr. Sebastian Barsch, Margrit Gebel, Claudia Pick, Elisa Ninow und Magdalena Thal – das „Schulschiff SZ Sylt“ mit ein paar Worten über die Geschichte der Schule und lud anschließend in Form eines Speed-Datings auf sieben „Decks“ zu kurzen Gesprächen. Hier hatten Lehrkräfte, Mitarbeiter der Schule, Schülervertreterinnen, Schülerpaten, Elternvertreter und Vertreter vom Schulverband in gemischten Gruppen Platz genommen, um in wenigen Minuten über Themen wie „Digital auf Kurs“, „Kommunikation ist alles“ oder „Nationalparkschule Wattenmeer“ zu informieren.
Anschließend luden „offene Kajütentüren“ zu einer „Schulschiffstour“ ein. Hier konnte die Jury frei wählen, welchen Unterricht sie besuchen wollten. Zur besseren Orientierung waren nicht nur einzelne Schüler und Schülerinnen als Guides im Einsatz. Zusätzlich hatte jedes Jurymitglied ein eigenes Logbuch in Form eines iPads erhalten, um sich über das gesamte Angebot und auch die beiden weitläufigen Gebäude zu informieren. Hier zeigte sich auch der routinierte Umgang mit den neuen Medien, die am Schulzentrum Sylt schon seit 2014 zum Schulalltag gehören – lange bevor andere Schulen durch Corona gezwungen waren, die eigene Digitalisierung voranzutreiben.
Die Jury war beeindruckt
Das Motto des diesjährigen Wettbewerbs „Lernen in der Pandemie“ war dann Thema in zwei aufeinander folgenden Gesprächsrunden – zuerst mit der erweiterten Schulleitung und danach mit Schülervertreterinnen, FSJlern, dem Schulelternbeirat und Eltern. Und selbst das Mittagessen wurde als „Bordschnack“ dazu genutzt, um zusammen mit Kooperationspartnern über Themen wie berufliche Orientierung und die Schulsozialarbeit zu informieren.
Bei der abschließenden kurzen Rückmeldung der Jury erklärte Delegationsleiter Wulf Wersig mit Blick auf das Mittagessen augenzwinkernd, dass das Schulzentrum Sylt sicherlich gewinnen würde, wenn es nur um die Verpflegung ginge. Aber auch alle weiteren Äußerungen, die er stellvertretend für die gesamte Jury abgab, lassen darauf hoffen, dass die Schule in Westerland zu einer der drei Preisträgerinnen gehören wird. Besonders hob Wersig das Gemeinschaftsgefühl hervor und die Durchlässigkeit zwischen den beiden Schulformen Gymnasium und Gemeinschaftsschule. Das habe er an anderen Schulen schon ganz anders erlebt, so Wersig weiter. Auch die Schulkultur beeindruckte die Jury. „Die wird hier gelebt. Das geht nicht besser“, so Wersig. Das zeige allein schon die Tatsache wie viele Personen beim Feedback noch anwesend seien. Bei anderen Kandidaten sei der Punkt auch mal nur mit dem jeweiligen Schulleiter abgehandelt worden.
Warten auf die Preisverleihung
Gonde Detlefsen hatte nach dem Tag ein gutes Gefühl: „Wir konnten zeigen, was wir zeigen wollten. Dass wir eine offene und kommunikative Schule sind.“ Für sie und ihre Mitstreiter heißt es jetzt erst einmal wieder warten. Am 29. März kommt die Jury zur finalen Beratung zusammen und am 6. Mai steht dann eine Reise nach Kiel auf dem Programm. Dort wird dann nicht nur der Titel verliehen, sondern auch die Prämien überreicht. Für die Siegerin winken 12.000 Euro, Platz 2 erhält 10.000 Euro und die Drittplatzierte 8.000 Euro.