„Nicht nur unseren Mitgliedern, sondern der gesamten Insel versuchen wir, etwas Gutes zu tun. Und wir möchten auch, dass es für alle gut bleibt“, betonte Karl-Max Hellner, Vorsitzender des Vereins Sylter Unternehmer (SU), kürzlich bei der Jahreshauptversammlung und sprach dabei seinem Vereinsvorstand sowie der SU-Geschäftsstelle in Person von Ronald Glauth und Claudia Wenzlaff seinen Dank für „die viele erübrigte Zeit und das extreme Engagement“ aus.
Hellners Stellvertreter Carsten Kerkamm erwiderte die Dankesworte im Namen aller Mitstreiter in umgekehrter Richtung und lobte seinerseits die Vereinstätigkeit: „Es gibt viele Probleme auf der Insel, die es zu bewältigen gilt – wir sind da gut dabei.“
Beispielhafte Raumgestaltung
Welche akute Problematik, die Unternehmer, Einwohner und Gäste gleichermaßen betrifft, für den Verein derzeit im Fokus steht, konnte an der Wahl des abendlichen Veranstaltungsortes abgelesen werden. Die knapp 100 erschienenen Vereinsmitglieder fanden sich in einem leerstehenden Ladenlokal in der Westerländer „Neuen Mitte“ ein, dessen Rohbau-Wirkung die Projektionskünstlerin Katrin Bethge durch eine Lichtinstallation mit alten Sylter Fotos in eine faszinierende Atmosphäre verwandelte. Vermehrte Leerstände in der Innenstadt und mögliche Lösungsansätze – plakativer hätte der Treffpunkt der Versammlung nicht auf die Thematik gemünzt werden können.
Gute Haushaltslage
Bevor jedoch die Anwesenden im zweiten Teil des Abends Näheres zum Motto „Raumresonanzen“ erfuhren, wurden sie zunächst über die Haushaltszahlen im Berichtsteil informiert. Schatzmeisterin Simone Hogrebe erläuterte die deutlich vom Plan abweichenden Ausgaben in 2021: Etliche erwartete Veranstaltungen wie die Senioren-, Freisprechungs- und Jahresfeier hätten nicht stattgefunden und damit nicht finanziert werden müssen. In die Öffentlichkeitsarbeit sei hingegen etwa doppelt so viel investiert worden. Die hohe Zuführung in die Rücklage mache eine gute Planung für 2022 mit mehr Repräsentationsveranstaltungen und Aktivitäten möglich.
SU-Geschäftsführer Ronald Glauth attestierte der Wirtschaftsgesellschaft „einen gesunden Haushalt, auch wenn die Neugestaltung der Geschäftsstelle in 2021 einen leichten Jahresunterschuss bewirkt hat“.
Langjährige Mitglieder geehrt
Nachdem damit der eher trockenen Materie Genüge getan war, ehrte Karl-Max Hellner die Mitglieder Walter Blum, Günther Volquardsen und in Abwesenheit Hans-Georg Hops für ihre 50jährige Vereinsmitgliedschaft, sowie für 25 Jahre Zugehörigkeit Erk-Michael Putzler, Willy Trautmann, Heiko Andresen, Stephanie Matthiessen und nur Kirsten Vahl-Voss in Anwesenheit. Des im Februar dieses Jahres verstorbenen Mitglieds Claus Clausen wurde mit einer Schweigeminute gedacht.
Offenheit als Grundidee
Warum für das leibliche Wohl der Versammlung mit Currywurst und „Kiezmische“ gesorgt wurde, erklärte sich dann in der unterhaltsamen Hälfte des Abends. Moritz Luft, als Geschäftsführer der Sylt Marketing Gesellschaft bei diversen insularen Projekten im Austausch mit den Sylter Unternehmern, hatte den Kontakt zum Hamburger Stadtteil St. Pauli – sozusagen als vorbildliches Beispiel – hergestellt.
Luft erinnerte noch an die aktuellen Bemühungen der SMG, die Insel in dreierlei Hinsicht für die Zukunft attraktiv aufzustellen: Hier besser leben, arbeiten und Sylt erleben zu können solle mit Offenheit als Grundidee bei der Neubesetzung von Räumen erreicht werden – für Sylter, Neu-Sylter und Gäste. Wo es diesbezüglich überschneidende Ansätze mit dem FC St. Pauli geben könne? Vergleichbare Zielgruppen seien vorhanden, sagte Luft mit einem Augenzwinkern: „Deren Ultras und Dauerkartenbesitzer sind unsere Zweitwohnbesitzer und Dauergäste.“
Etwas zurückgeben
Der Bereichsleiter Vermarktung beim FC St. Pauli, Martin Geisthardt, zeichnete in seinem Vortrag denn auch ein sehr greifbares Bild von der ebenso wirtschaftlichen wie sozialen Ausrichtung des Hamburger Kult-Fußballclubs. „Natürlich sind wir vornehmlich ein Wirtschaftsunternehmen. Aber uns ist es als dem Stadtteil sehr verbundener Verein zusätzlich wichtig, vom erwirtschafteten Erfolg auch etwas zurückzugeben, die Fans teilhaben zu lassen, uns gesellschaftlich zu engagieren.“
Ausgewogene Interessenvertretung
Möglichst alle Beteiligten einzubeziehen, konnte das Publikum als Quintessenz ebenso den Ausführungen des Architekten Tim Schierwater, Leiter Kreation bei der Agentur PIA/ Nordpol+, zu drei verschiedenen Hamburger Projekten entnehmen. Ob die einstige Zuschauerloge „Gegenpol“ und der neu gestaltete Spielertunnel im Millerntor-Station oder der geplante Dachgarten auf dem Hochbunker am Heiligengeistfeld – unabhängig vom Umfang des Projektbudgets seien eine ausgewogene Berücksichtigung aller Interessengruppen und ein ständiger Dialog zwischen Befürwortern wie Kritikern ausschlaggebend für den Erfolg. „Wir glauben daran, dass mit dem richtigen Plan aus jedem Raum etwas Großartiges mit Aufenthaltsqualität und Mehrwehrt geschaffen werden kann“, so Schierwater.
Beide Gäste aus Hamburg hatten dem Publikum offenbar interessante Denkansätze geliefert, wie der Applaus und die anschließenden Gespräche bewiesen, in denen hier und da das Stichwort „Multipark“ fiel.