Was ganz klein in Bielefeld begann, hat sich deutschlandweit zum größten klinikübergreifenden und rein aus Spenden finanzierten Projekt entwickelt und ist mittlerweile auf insgesamt 31 Kinderkrebsstationen – von Sylt bis Freiburg – wöchentliches Highlight.
Was ist “Fruchtalarm”?
Beim „Fruchtalarm“ werden aus verschiedenen Säften und Nektaren, Sirupsorten und Eiswürfeln, bunte und geschmacksintensive Fruchtcocktails kreiert. Die leckeren Drinks mixen die jungen Patientinnen und Patienten direkt am Krankenbett nach den eigenen Wünschen gemeinsam mit den ehrenamtlichen „Fruchties“.
Es geht primär um den Spaß an der Sache, jedoch mit einem sehr wertvollen und therapeutischen Hintergrund: „Fruchtalarm“ fördert die Aktivität, Selbstbestimmung und Lebensfreude und bietet in einem fremdbestimmten Klinikalltag eine bunte und fröhliche Abwechslung für die schwer erkrankten Kinder und Jugendlichen.
Chemotherapie ist eine schwere Belastung für die Kinder
„Durch die Chemotherapie, die die Kinder über sich ergehen lassen müssen, ist die so wichtige Flüssigkeitsaufnahme oft erschwert, zudem verändert sich durch die Behandlung auch der Geschmacks- und Geruchssinn erheblich. Häufig lehnen die Kinder diese sogar ganz ab: Essen und Trinken ist für sie eine leidige Pflicht und oft sogar eine Last“, erklärt Dr. Norbert Jorch, leitender Oberarzt der Kinderonkologie in Bielefeld Bethel.
Bunte Getränke für gute Laune
Und genau hier setzt „Fruchtalarm“ an. Ob giftgrün oder schlumpfblau oder exotisch mit Ananas und Banane – alles ist möglich und die Kinder mixen nach Laune und Befinden. Sie dürfen nun endlich wieder selbst entscheiden, was sie trinken wollen und was in ihren Cocktail hinein soll. Oft sind die Kinder schwach, können kaum essen und das Sprechen fällt schwer, für ihren Cocktail aktivieren sie aber all ihre Kräfte.
Wie die Idee entstand
Die Entstehungsgeschichte begann im Jahr 2010 im Kinderkrankenhaus Bethel aus der Betroffenheit einer Bielefelder Familie, die gegen die Krankheit ihres achtjährigen Sohnes kämpfte. „Wir haben damals sehr viel Zeit auf der onkologischen Station verbracht und nach einiger Zeit wurde uns bewusst, dass etwas fehlt, und man doch irgendwie Abwechslung und Freude in den tristen Klinikalltag bringen muss.
Dass aus einer einfachen Idee etwas so Großes entstehen kann, hätte ich nicht für möglich gehalten. Und heute, zehn Jahre später, ist Fruchtalarm auf insgesamt 31 weiteren Kinderkrebsstationen in ganz Deutschland fester wöchentlicher Bestandteil“, erklärt Marcel Lossie, Projektinitiator.
“Fruchtalarm” auf Sylt
In der onkologischen Nachsorgeklinik auf Sylt „SyltKlinik“ ging der erste „Fruchtalarm“ im Januar 2017 an den Start und ist seitdem nicht mehr wegzudenken. „Für die Kinder ist „Fruchtalarm“ ein Highlight der und wir werden jeden zweiten Samstag schon freudig erwartet. Wir erleben viele schöne und glückliche Momente mit den Kindern, besonders dann, wenn wir ein schüchternes oder schwaches Kind zum Mixen und Trinken animieren können.
Oft wird für Mama und Papa dann gleich mitgemixt“, sagt Sandra, Fruchtie von Sylt, und spricht damit einen weiteren positiven Aspekt des Projekts an. Denn „Fruchtalarm“ bringt nicht nur Spaß und Aktivität zurück, es fördert zudem auch die Kommunikation und Gemeinschaft aller Beteiligten im Krankenhaus und verbindet Menschen im Rahmen anderer Themen als der Krebserkrankung.
Stolz auf das Erreichte
„Wir sind unglaublich stolz und dankbar für das, was wir bisher erreicht haben. Ohne die zahlreichen Spender und Unterstützer, befreundete Serviceclubs (wie Round Table und Ladies Circle Deutschland) und unsere 250 ehrenamtlichen ‘Fruchties’ hätten wir das nie geschafft.
“Fruchtalarm” und Corona
Aktuell führt das Corona Virus zum Teil auch zu Veränderungen und Einschränkungen auf den Kinderkrebsstationen, aber wir haben auch in der jetzigen Zeit Mittel und Wege gefunden, um in den Kliniken präsent zu sein. Und die Reise geht natürlich auch noch weiter und wir sind längst nicht am Ende unserer Mission. Sobald es möglich ist, werden wir auch in Ulm und Karlsruhe den Fruchtalarm starten“ berichtet Carmen-Eliza Schilling, Geschäftsführerin der Fruchtalarm gGmbH.
Der ganze „Oktober“ steht bei „Fruchtalarm“ im Zeichen des Jubiläums und im Rahmen dessen wird es neben zahlreichen Informationen, Rückblicke aus den letzten Jahren und auch kleinere Events und Aktionen geben, die alle digital über die Social-Media-Kanäle verfolgt werden können.
Spenden für “Fruchtalarm”
Um den „Fruchtalarm“ auf alle Kinderonkologien in ganz Deutschland zu bringen, bedarf es weiterhin an Unterstützung. Gespendet werden kann auf das Spendenkonto bei der Volksbank Bielefeld-Gütersloh eG, IBAN: DE84 4786 0125 1434 4744 04.