Jugendarbeit ist eine Herausforderung – an dieser Tatsache hat sich in den vergangenen 100 Jahren wenig geändert. Das könnte auch Andreas Peter Jensen bestätigen, würde er heute noch unter uns weilen. „Anstatt aber zu jammern, dass für die Jugend zu wenig getan wird, hat er die Jugendarbeit zeitlebens selbst in die Hand genommen“, erinnert sich Peter Schnittgard. „Er tat viel für die Sylter Jugend, ohne jemals Dank dafür zu erwarten.“
Schnittgard selbst hat als junger Pfadfinder mit anderen Kindern im Garten von „Desche“ Jensen im Wenningstedter Weg Ecke Bahnweg herumgetobt. „Wir haben ihn geliebt, ihm das aber zu wenig gesagt“, gesteht der Bürgervorsteher in seiner Ansprache am Donnerstag, 15. Oktober. An diesem Tag wurde auf dem Westerländer Friedhof der Gedenkstein in Erinnerung an Andreas Peter Jensen feierlich eingeweiht, der durch die nach ihm benannte Stiftung auch nach seinem Tode noch für das Wohl der Sylter Jugend wirkt.
Das Leben von Andreas Peter Jensen
Andreas Peter Jensen wurde am 31. März 1901 in Tinnum geboren. Schon früh begeisterte ihn die Jugendbewegung, 1910 trat er den Pfadfindern bei. Sein Weg führte ihn von Sylt über Föhr bis nach Kappeln, wo er nach einer Ausbildung zum Jugendleiter die Pfadfindergruppe Kappeln gründete. Zurück auf seiner Heimatinsel gründete er 1933 das Jugendheim Jensen mit 14 Schlafplätzen im Wenningstedter Weg, das junge Mädchen im Alter von 14 bis 25 Jahren und Eltern mit Kindern aufnahm. Bis zu seinem Tod am 8. Februar 1974 war er in der Jugendarbeit tätig.
„Sein Haus und Garten standen allen Sylter Kindern offen, zum Spielen, Gestalten oder auch mal, um sich den Frust von der Seele zu reden“, so Schnittgard. „Wir haben ihn oft geneckt, aber da er etwas schwerhörig war, hat er wohl nicht alles bemerkt. Was er aber bemerkt hat, waren die glänzenden Augen glücklicher Kinder – das war ihm Dank genug.“ 1972 verfügte er testamentarisch, dass das Jugendheim nach seinem Tode dem Kreis Nordfriesland zum „Zwecke der Jugendwohlfahrt“ überlassen werden soll.
Der Weg zur Andreas-Peter-Jensen-Stiftung
Nach seinem Tod am 10. Oktober 1972 sah sich der Kreis nicht imstande, das Haus umzubauen und als Jugendheim weiter zu betreiben. So wurde es im Oktober 1977 verkauft. Der Verkaufserlös ist das heutige Stiftungsvermögen in Höhe von 81.806,70 Euro. Aus dem Zinsaufkommen wird ganz nach dem Wunsch des Stifters ausschließlich die Kinder- und Jugendarbeit auf der Insel Sylt gefördert. Auf Beschluss des Kreistages wurden dem Verein für Jugenderholung e.V. im Jahr 1982 zum Erwerb einer Liegenschaft in List 50.000 DM bewilligt, weitere 77.000 DM wurden für die Sanierung und den Ausbau bewilligt.
Mit Beginn des Jahres 2005 ist auf der Grundlage der vom Kreistag beschlossenen Grundsätze ein Stiftungsrat eingerichtet und die laufende Arbeit dieser Stiftung in eine Kontinuität gebracht worden. Seither werden jährlich bis zu 5.000 Euro für die Förderung der Kinder- und Jugendarbeit auf der Insel Sylt ausgeschüttet, „bis heute insgesamt mehr als 150000 Euro“, berichtete Eberhard Eberle, Sprecher der Andreas-Peter-Jensen-Stiftung, in seiner Ansprache. Den Anlass nahm Eberle auch zur Gelegenheit, seinen Rücktritt bekannt zu geben und seine Nachfolgerin, Wiebke Bleiken, vorzustellen.
Gedenkstein für Andreas Peter Jensen
Nachdem der Bruder des Stifters die 1974 auf dem Friedhof in Westerland eingerichtete Grabstätte nicht weiter pflegen konnte, hat die Stiftung seit 1983 auch diese Aufgabe übernommen. Mit seinem Vermächtnis hatte Andreas Peter Jensen ausdrücklich den Wunsch verbunden, das Andenken an seinen Namen zu erhalten. Im April 2019 sprach sich der Stiftungsrat dafür aus, das Nutzungsrecht an der Grabstätte nach über 40 Jahren sowohl aufgrund der mittlerweile sehr abgelegenen Lage auf dem Friedhof, aber auch aufgrund der jährlich anfallenden Kosten aufzugeben und stattdessen die Aufstellung eines Gedenksteins zu initiieren. Die Kosten für die Anfertigung und Anbringung des Steins durch ein Sylter Steinmetzunternehmen in Höhe von rund 2.700 Euro übernehmen – auf Antrag der Stiftung – die fünf Sylter Gemeinden.
Zahlreiche Spenden für die Andreas-Peter-Jensen-Stiftung
Seit der Niedrigzinsphase ist das Zinsaufkommen aus dem Stiftungsvermögen so gering, dass die Stiftung dringend auf Spenden angewiesen ist. Die Stiftung wurde als gemeinnützig anerkannt und kann Spendenbescheinigungen ausstellen. Bisher ist es stets gelungen, Spenden in ausreichender Höhe einzuwerben. Besonderen Dank richtete der Sprecher der Stiftung an den Sylter Unternehmer Lars Rasmussen, „der bereits zum zehnten Mal in Folge 3000 Euro spendete“, so Eberle. „Diese Spenden tragen maßgeblich dazu bei, die jährliche Ausschüttung weiterhin möglich zu machen.“ Das Geld kommt durch Pfandbons zustande, die von Kunden des Sylter Edeka-Markt gespendet und am Jahresende von Lars Rasmussen großzügig aufgerundet werden.
Weitere Informationen zu der Stiftung, zur Beantragung von Stiftungsgeldern sowie zur Möglichkeit der Spende finden sich auf der Webseite des Kreises Nordfriesland. Die Adresse der Stiftung lautet: Andreas-Peter-Jensen-Stiftung, Marktstraße 6, 25813 Husum. Ansprechpartner für Fragen ist Bernd Petersen in der Kreisverwaltung – Tel. 04841 67413 und E-Mail bernd.petersen@nordfriesland.de.