Nicht eben einfach war der Vorstandsbericht für Maren Jessen, Vorsitzende der Sölring Foriining, auf der jüngsten Jahreshauptversammlung am Freitag, 29. April. Musste sie doch auf einige Vorwürfe eingehen: Einerseits sei dem Verein Passivität bezüglich der problematisch zunehmenden Bebauung der Insel vorgehalten worden, andererseits die Verhinderung von neuem Wohnraum für Einheimische.
Beides wies Maren Jessen nachdrücklich zurück: „Wenn unser ehrenamtlicher Einsatz gemäß unserer Satzung so diskreditiert wird, mach uns das betroffen“, klagte sie. Weder blockiere man den notwendigen Wohnungsbau, noch versage man der Freiwilligen Feuerwehr die Unterstützung, auch wenn der Verein bezüglich des geplanten Feuerwehrgerätehauses die Sichtachse zur Tinnumburg als gefährdet einschätzte.
Keineswegs passiv oder untätig
Hinsichtlich der Unterstellung von Untätigkeit wies sie darauf hin, dass „die aktuellen Entscheidungsträger möglicherweise noch zu jung waren, um in den 70er Jahren den engagierten Einsatz der Sölring Foriining gegen das Mammut-Bauprojekt „Atlantis“ und die Bebauung der Lister Dünen sowie für den Denkmalschutz historischer Häuser zu erleben.“
Dieser Teil der Vereinsarbeit soll dank einer Satzungsänderung wieder mehr Gewichtung bekommen: durch die Zusammenlegung der Ausschüsse für Baukultur und Denkmalpflege. Außerdem wird der Ausschussvorsitz mit Dr. Henning Höppner, Mitglied des Schleswig-Holsteinischen Denkmalrates, nun durch einen wirklichen Sachverständigen verstärkt.
Da die Sölring Foriining in dieser Richtung erneut entschlossene Bemühungen zeige, werde sie wieder als Träger öffentlicher Belange bewertet und um Stellungnahmen bei Sylter Bauvorhaben gebeten, “und nicht mehr nur als ein den Tourismus unterstützender Museumsbetrieb wahrgenommen.”
Kultur ist absetzungsfähig
Den fast überwiegenden Teil der Versammlung beanspruchte eine zweite Satzungsänderung, die für Diskussionsstoff sorgte: Der Vereinszweck soll nicht mehr mit der Pflege des friesischen „Brauchtums“, sondern der friesischen „Kultur“ betitelt werden. So unwesentlich der Unterschied scheint, so wesentlich ist der juristische Grund für diesen Worttausch.
Denn das Einkommenssteuergesetzt sieht vor, dass Vereine, deren Satzung den Einsatz für das Brauchtum festlegt, keine Spendenbescheinigungen für Mitgliedsbeiträge ausstellen dürfen. Zwar fand der Antrag auf Änderung des Wortlautes die Mehrheit, dennoch waren nicht alle der 46 anwesenden Vereinsmitglieder damit einverstanden, den Begriff „Brauchtum“ aufzugeben.
Viele Wiederwahlen
Sehr viel weniger Zeit nahm die Wiederbesetzung der Vereinsposten in Anspruch. In ihren Ämtern bestätigt wurden Lynn Scotti für den Aufsichtsrat, Gesa Michaelsen als Tinnumer Beiratsmitglied und Holger Carstens als Kassenprüfer. In Abwesenheit wurden Wiebke Stitz und Sinje Lorenzen zu stellvertretenden Vorsitzenden, Ulrike Lund und Nina Wedell zu Beiratsmitgliedern und Matthias Waldherr zum Beisitzer wieder- oder neu gewählt.