In der Welt der deutschen Immobilien ist Sylt zweifelsohne ein Ort, der die Gemüter bewegt. Die jüngste Veröffentlichung des Wohnimmobilienmarktberichts durch die HypoVereinsbank hat dies erneut unter Beweis gestellt. Diese exklusiven Inseln, Sylt und Föhr, die von der unvergleichlichen Schönheit ihrer Landschaften geprägt sind, sind längst zu Synonymen für Luxusimmobilien und begehrte Rückzugsorte geworden. Doch wie gestaltet sich der Immobilienmarkt auf diesen Inseln?
Sylt hat in der deutschen Immobilienlandschaft einen einzigartigen Status erreicht. Hier herrscht eine Nachfrage nach Ferienimmobilien und Zweitwohnsitzen, die kaum zu übertreffen ist. In den vergangenen Jahren sind die Immobilienpreise unaufhörlich in die Höhe geschossen, und die jüngste globale Pandemie hat diesen Trend sogar noch beschleunigt. Das Ergebnis? Sylt ist mittlerweile zu einem der teuersten Immobilienstandorte in Deutschland avanciert. Doch seit dem Frühjahr 2022 hat die Realität die Euphorie eingeholt. Steigende Finanzierungskosten aufgrund einer Zinswende und eine allgegenwärtige Inflation haben den Immobilienmarkt ausgebremst. Eine schwächere Nachfrage, längere Vermarktungszeiten und eine Abschwächung der Preisdynamik sind sichtbar geworden, vor allem in weniger gefragten Lagen und bei Immobilien mit unzureichender energetischer Ausstattung.
Föhr, die Nachbarinsel von Sylt, hat diesen Abschwung nur bedingt gespürt. Die bessere Erreichbarkeit der Insel im Vergleich zu ihrer Inselschwester Amrum hat sie zu einer begehrten Alternative gemacht. Ruhe suchende Käufer haben hier eine Zuflucht gefunden. Trotz der aktuellen Herausforderungen auf dem Markt bleiben Ferienimmobilien im Top-Segment vergleichsweise stabil, da sie oft mit einem beträchtlichen Eigenkapitalanteil erworben werden.
Die Möglichkeiten zur Schaffung neuer Gebäude sind auf Sylt aufgrund des strengen Landschaftsschutzes äußerst begrenzt. Neubauten entstehen in erster Linie in den Hauptorten oder auf Abrissgrundstücken. Auf Föhr hingegen können die Gemeinden immer noch neue Flächen erschließen. Doch trotz des Immobilienbooms haben sich die Preisunterschiede zwischen den Inselorten verringert, da auch zuvor günstigere Lagen stark nachgefragt wurden.
Die begehrtesten Wohnstandorte auf Sylt sind legendär: Kampen, Keitum, Rantum, Braderup und die wassernahen Wohnstraßen in den Dünen von List. Ähnlich begehrt sind Morsum, Hörnum und Munkmarsch, die ebenfalls zu den Spitzenlagen mit beeindruckenden Preisen gehören. Auf Föhr sind es Wyk-Südstrand, die Gemeinde Nieblum mit den Siedlungen Greveling und Bretland sowie der Ortsteil Goting, die die Herzen der Immobilienkäufer höher schlagen lassen.
Eigenheime, insbesondere die traditionellen Friesenhäuser mit ihren reetgedeckten Dächern, dominieren den Immobilienmarkt auf den Inseln. Die hohe Nachfrage während der Niedrigzinsphase hat zu einer Angleichung der Immobilienpreise geführt. Die teuersten Anwesen auf Sylt bieten Meerblick oder sind in den Dünen gelegen und erzielen beeindruckende Preise, die oft in den zweistelligen Millionenbereich gehen. Kampen bleibt dabei unangefochten an der Spitze.
Eigentumswohnungen waren aufgrund der niedrigen Zinsen ein besonders begehrtes Segment, aber in den meisten Ortschaften sind nur ältere Objekte verfügbar. Die Preise für diese älteren Wohnungen sind in die Höhe geschnellt, insbesondere in Westerland und Wenningstedt auf Sylt sowie in Wittdün und Wyk auf Föhr. Doch der Verkauf von Wohnungen in weniger typischen Gebäuden und an weniger attraktiven Standorten gestaltet sich zunehmend schwierig.
Trotz steigender Zinsen zeigen sich die Käufer auf Sylt und Föhr weiterhin besonnen bei der Immobilienfinanzierung. Eigenkapital spielt eine entscheidende Rolle, da es dazu beiträgt, der Inflation zu entkommen. Die HypoVereinsbank teilt mit, sie erlebte eine starke Nachfrage im Private Banking, besonders bei der Erbengeneration. Angesichts der Veränderungen im Marktumfeld sei eine sorgfältige Objektauswahl entscheidend, um sicherzustellen, dass die Immobilie in das finanzielle Budget passt.
Der Mietwohnungsmarkt auf Sylt leidet unter einem Mangel an Dauerwohnraum. Die Mietpreise orientieren sich oft an den Preisen für Ferienvermietung und bleiben dementsprechend hoch. Die besten Chancen für Wohnungssuchende bieten sich im Inselzentrum von Sylt, in Tinnum und Westerland, sowie in List. Hier entsteht derzeit der “Dünenpark” mit mehr als 300 Dauerwohnungen, davon etwa die Hälfte gefördert oder preisgedämpft. Ein begrenzter preisgebundener Bestand ergänzt das insgesamt viel zu knappe Angebot.
Insgesamt sieht die HypoVereinsbank den Immobilienmarkt auf Sylt und Föhr als robust an. Im Top-Segment und in den bevorzugten Lagen werde die Nachfrage voraussichtlich hoch bleiben. Für den Rest des Marktes hänge die Entwicklung von der Stabilisierung der Zinsen ab, die erst nach 2024 erwartet wird. Wertkorrekturen werden vor allem energetisch unzureichende Objekte betreffen. Die Attraktivität der Inseln und die Wertbeständigkeit der Immobilien werden weiterhin Käufer anlocken, insbesondere für Urlaubszwecke oder als Zweitwohnsitze.