Der Insel hielt sie indes noch viele weitere Jahre die Treue. In dieser Zeit kam es zu einem amüsanten Urlaubserlebnis: „Ich hatte mir meine geliebte Geige mit nach Westerland genommen, in der festen Absicht, oft zu spielen. Denn in letzter Zeit hatte ich dazu kaum Gelegenheit gehabt. Nun, auf Sylt würde ich das Versäumte nachholen. Gleich am ersten Tag – draußen goss es ohnehin in Strömen – fing ich an. Doch nach wenigen Takten klopfte es. ‚Herein!‘ Ein schmächtiges Männlein erschien: ‚Ach‘, sagte es verlegen, ‚Wäre es Ihnen vielleicht möglich, hier in Ihrem Zimmer nicht Violine zu spielen? Ich bin nämlich Musiker und muss mich erholen. Wenn Sie nun aber dauernd spielen…‘ Der Mann hatte recht. Ich spielte also weiter – in einem anderen Haus, versteht sich. Aber auch nur einen Tag. Da hatten sich schon so viele Gäste darüber beschwert, dass meine Wirtin mich ersuchte, den Geigenkasten doch lieber nicht mehr zu öffnen. Also zog ich nochmals um. Am Vormittag holte ich mein Instrument wieder hervor. Hoffentlich würde ich hier meine Ruhe haben und spielen können. Ich hatte gerade den Bogen angesetzt, als im Nebenzimmer eine Trompete zu blasen begann. Ärgerlich packte ich meine Geige wieder fort und ging an den Strand. Ich würde eben am Nachmittag spielen. Aber als wenn mein Zimmernachbar das ahnte, hub er auch diesmal wieder an zu blasen. Die Geige wanderte wieder in ihren Kasten. Und kam während der restlichen Wochen auf Sylt niemals hervor. Denn: Kann man in seinem Urlaub wirklich machen, was man will? Nicht unbedingt. Denn das wäre krasser Egoismus. Und egoistisch darf man zwar so oft im Leben sein, wie man will. Es darf nur keinen anderen stören. Das habe ich auf Sylt gelernt…“ (Foto: Archiv Deppe)