Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem ersten Jahr als Dorfmanagerin in der Gemeinde Sylt. Fühlen Sie sich mittlerweile in Ihrem Amt angekommen?
Absolut. Anfangs war noch nicht so genau greifbar, wofür die Dorfmanagerin auf Sylt steht und viele denken noch heute, dass ich als Dorfmanagerin nur für Keitum zuständig bin. Dem ist aber nicht so: Ich bin für die gesamte Gemeinde Sylt da. Mein Wunsch ist, die Ortsteile dabei zu unterstützen, dass sie nach der Fusion ihre Individualität behalten, aber sich trotzdem dieser Geist des Ganzen noch vertieft.
Wie lässt sich das bewerkstelligen?
Indem ich versuche, die einzelnen Ortsteile und ihre Strukturen miteinander sowie mit der Politik und Verwaltung besser zu vernetzen, so könnte man es zusammenfassen. Meine Berufserfahrung hat mir dabei sehr geholfen: Strukturen zu erkennen und zu verbessern war für mich immer ein zentrales Thema.
Wie sind Sie diese Aufgabe angegangen?
Ich habe viele Treffen besucht und dabei die Menschen und Organisationen aus den Dörfern besser kennengelernt. In verwaltungsfachliche Arbeitsweisen musste ich mich erst einfühlen – schließlich komme ich nicht aus der Verwaltungsebene. Wenn man sich erst mit kommunalen Vorschriften von Kreis und Gemeinde befasst und damit, wie kompliziert diese Dinge manchmal ineinanderwirken, entwickelt man ein Verständnis dafür, warum auch kleine Veränderungen oft einen langen Atem brauchen. Das hat es nötig, immer wieder erklärt zu werden – gerade alteingesessene Bürger fühlen sich sonst nicht mehr gesehen, wenn sich alles um sie herum verändert.
Welche konkreten Projekte sind daraus entstanden?
Das Verkehrsforum in Keitum ist ein gutes Beispiel. Die Idee dahinter ist, mit den Bürgern auch komplexe Themen vor Ort zu erarbeiten, um in Erfahrung zu bringen, wohin die Leute eigentlich wollen und ihnen in der politischen Betrachtung ein bisschen mehr Verständnis für eventuelle Entscheidungen mitzugeben. Dieser Dialog ist für die Politiker in den Ortsbeiräten sehr wichtig, besonders um bei weitreichenden Themen ein Stimmungsbild zu gewinnen und die Bürger vor Ort mitzunehmen.
Auch die Ehrenamtsmesse, die in Zusammenarbeit mit Inseljugendpfleger Holger Bünte entstand, war ein tolles Projekt, auch wenn sie sturmbedingt ausfallen musste. Aber schon die Vorbereitung hat allen Beteiligten viel gegeben und eine echte Gemeinschaft erzeugt, das war sagenhaft gut. Daraus ist auch die Initiative „Hand op Hart“ entstanden, die den Vereinen Hilfestellungen und eine Plattform für die Mitgliederwerbung bieten will.
Ihr größtes Erfolgserlebnis im ersten Jahr?
Meine erste Aufgabe war, den Namenswechsel des heutigen Helhoog zu begleiten, darauf blicke ich gerne zurück. Die Namensfindung war relativ einfach, hat sich gut angefühlt und ich habe den Eindruck, der Name hat sich schon jetzt etabliert und die „Thermenruine“ als Ökelnamen bereits ersetzt. Das Fest war auch eine tolle Sache, weil wir es geschafft haben, fast ganz ohne kommerzielle Beiträge mal was anderes auf die Beine zu stellen und die Keitumer auch die ganze Zeit mit dabei waren. Durch Idee mit der Kaffeetafel war ja jeder Gast auch sein eigener Gastgeber, das hat allen Spaß gemacht.
Wie hat Corona Ihre Arbeit beeinflusst?
Wie alle in der Verwaltung habe ich erstmal bei den tagesaktuellen Aufgaben mit anpacken müssen, das war nicht wenig. Meine Aufgabe war es, weit über tausend Gespräche am Telefon zu führen und Fragen von Syltern und Zweitwohnungsbesitzern zu beantworten. Wir mussten es schaffen, die vielen Fragen abzufedern, damit die Kollegen, die die Sachbearbeitung machen, nicht nur am Telefon sitzen.
Dann ist im Bürgerzentrum durch Corona auch vieles umstrukturiert worden. Dort werde ich in absehbarer Zeit eine feste Präsenzstelle haben. Das ist auch ein Ergebnis des vergangenen Jahres: Dass die Bürger sich einen Ansprechpartner im Bürgerzentrum wünschen, an den sie sich wenden können, wenn sie Fragen oder Wünsche haben. Denn wie schon gesagt, ein Schlüssel für mehr gemeinsames Handeln ist Kommunikation auf Augenhöhe.