Ein Surf-World-Cup ohne rauschende Nächte mit fetten Beats auf proppenvoller Tanzfläche im American Bistro, das wird für viele Fans der Restaurant-Bar in der Westerländer Paulstraße nur schwer vorstellbar sein. Aber hinter die Geschichte des Bistro wurde Ende des Jahres tatsächlich ein Schlusspunkt gesetzt. Nachdem die Corona-Pandemie John Hinck den Betrieb in den letzten Monaten ohnehin alles andere als versüßt hatte. Sogar auf eine allerletzte Silvester-Party hat er „aufgrund der unübersichtlichen Lage“ verzichtet, wie auf seiner Facebook-Seite zu lesen war. „Leicht ist uns der Entschluss nicht gefallen.“
Übernahme zu teuer
Dabei war der Ausstiegs-Plan von John Hinck ein ganz anderer. Er wollte sich nach einem Vierteljahrhundert in der Nachtgastromomie, „die irgendwann auch körperlich ihren Tribut fordert“, etwas zurückziehen. Sein Mitarbeiter Sepp Brückmann stand schon in den Startlöchern, um den Laden zu übernehmen. Doch daran wären zahlreiche kostenintensive Bedingungen wie unter anderem eine erhebliche Mieterhöhung sowie eine recht kurze Laufzeit des Mietvertrages geknüpft gewesen – das konnte und wollte der junge Gastronom bei seinem ersten Schritt in die Selbstständigkeit nicht stemmen.
So blieb den beiden nur, das American Bistro endgültig aufzugeben und in einer letzten Ausverkaufs-Aktion ehemaligen Gästen ein Stück Inventar ihrer Lieblings-Bar als Erinnerung anzubieten. Etliche Besucher nutzten diese Gelegenheit, um das schon recht demontierte Bistro nach verbliebenen Spirituosen, Bar-Equipment, Deko und anderen nostalgischen Kleinigkeiten zu durchstöbern.
Von der Bar zur Institution
An die vergangenen Jahre und den Wandel seiner Bar bis zur Sylter Party-Institution erinnert sich John Hinck auch selbst nur zu gern. Als er von seinem Vorgänger Christian Koch 1996 das Angebot zur Übernahme bekommen hatte, war er gerade mal in seinen Zwanzigern und der Laden noch eine reine Bar. „Auf der heutigen Tanzfläche standen früher Billardtische.“ Gemeinsam mit Kai Petersen, der zwölf Jahre lang sein Geschäftspartner war, hat er daraus das stimmige Konzept von Bar- und Disco mit typisch amerikanischer Burger- und Spareribs-Speisekarte gemacht.
Unvergessliche Partys
Sie schafften mit trendbewusster Musik und schnörkelloser Küche genau die ungezwungene Atmosphäre, die Generationen von Partygästen in hellen Scharen anzog. Sylter feierten hier an Heiligabend bis in die Nacht, auf den nachträglichen Silvester-Partys konnten Gastro-Mitarbeiter den Jahreswechsel noch begießen und die Surfer-Feten während des World-Cups blieben vielen bestimmt noch besser in Erinnerung als die sportlichen Wettkämpfe. Ein Kult eben. Umso mehr sei es schade, das Bistro nach den langen erfolgreichen Jahren schließen zu müssen, sagt John Hinck.
Wie geht´s weiter?
Ein bisschen Ruhe nach den doch auch kräftezehrenden Partynächten will er sich allerdings erst einmal genehmigen, blickt mit eher vagen Plänen auf den kommenden Sommer. „Vielleicht helfe ich in der Crêperie am Meer aus.“ Die betreibt Mario Koch, sein alter Freund aus Bistro-Zeiten. Oder in der Surfschule Sunset Beach, denn natürlich surft er selbst auch. Danach sieht man weiter. „Möglicherweise unterstütze ich irgendwann Sepp“, überlegt John Hinck. Denn Sepp Brückmann hat die Idee einer Party-Location keineswegs aufgegeben. Irgendwo muss die Feier ja weitergehen!