„Einschränkungen nicht untypisch.“
„Die Situation erfordert natürlich einen verantwortungsvollen und den geltenden Maßnahmen entsprechenden Umgang – hier wie auch in anderen Regionen. Gleichwohl ist Urlaub auf der Insel möglich, die Einschränkungen im Angebot nicht jahreszeituntypisch oder gar dramatisch.“
Sylter ärgern sich
Das sehen auch viele andere Sylter: „Nicht den Zeitungen glauben“, schreibt ein Facebook-Nutzer in der größten öffentlichen Sylt-Gruppe. „Bei uns Syltern verläuft das Leben ganz normal. Bis auf wenige Saisongeschäfte und einigen Lokalen und Hotels hat alles offen und geht seinen (fast) normalen Gang.“
In einer anderen Gruppe rät ein Nutzer: „Als Wirt würde ich Alarm schlagen wegen übler Nachrede.“ Auch Ole König ärgert sich: „In den Medien wird es so dargestellt, als wäre Sylt völlig außer Rand und Band. Aber unser Leben geht doch normal weiter“, stellt der Geschäftsführer von König Appartement Sylt fest.
Für die vielen Betriebe, die nicht coronabedingt schließen mussten oder aus Vorsicht in frühzeitige Winterpause gegangen sind, bedeute die einseitige Berichterstattung einen ernstzunehmenden wirtschaftlichen Schaden: „Wir haben eine der besten Testinfrastrukturen und das Krankenhaus ist leer. Trotzdem wird jeder Betriebsurlaub mit Corona in Verbindung gebracht“, so König. „Da toben viele Sylter – und das zu Recht.“
Sylter Rundschau sieht sich in der Chronistenpflicht
Eine Mitschuld trägt aus seiner Sicht die Lokalpresse, die durch ihre ständige Berichterstattung immer weiter Öl ins Feuer gieße. Diesen Vorwurf lässt Barbara Glosemeyer jedoch nicht gelten: „Mir ist bewusst, dass es derzeit eine schwierige Zeit ist – besonders für alle, die direkt vom Tourismus leben“, so die Redaktionsleiterin der Sylter Rundschau.
„Unsere Aufgabe als Redaktion ist es aber zu sagen, was ist. Unsere Berichterstattung basiert auf Zahlen aus der offiziellen Statistik des Kreises Nordfriesland, seriöser Recherche und Nachrichten von Hotels, Restaurants, Schulen und Kitas, die aufgrund von Corona-Fällen in der Mitarbeiterschaft schließen müssen oder vorsorglich geschlossen haben. Das sind Fakten.“
Natürlich berichte die Sylter Rundschau auch über gute Nachrichten wie die gute Test-Infrastruktur auf der Insel oder über die Tatsache, dass derzeit keiner der Infizierten so schwere Symptome habe, dass er oder sie im Krankenhaus stationär behandelt werden müsse.
„Als unabhängige Tageszeitung ist es aber nicht unsere Aufgabe, die Situation auf der Insel schönzuschreiben, sondern Information und Aufklärung zu bieten. Dazu sind wir unseren Leserinnen und Lesern verpflichtet, die an der Berichterstattung über die Corona-Lage auf der Insel ein hohes und berechtigtes Interesse haben.“
„Es gibt keine Insel-Inzidenz!“
Bürgermeister Nikolas Häckel appelliert zu einer sachlicheren Betrachtung der Lage: „Es gibt keine Insel-Inzidenz! Die Inzidenz wird auf Ebene des Kreises berechnet – das ist schon die gesamte Pandemiezeit so und ermöglicht einen bundesweit einheitlichen Vergleich. Ein wichtiger Baustein zur Beurteilung der Lage ist die Hospitalisierungsrate – und hier sind wir nicht auffällig.“
Ihn mache es traurig, dass die überregionale Presse nun etwas suche, um das eigene „Winterloch“ zu stopfen. „Aber ich baue darauf, dass wir als Sylter geschlossen auftreten und uns von der medialen Aufmerksamkeit nicht spalten lassen. Denn ich bin überzeugt davon, dass wir alle ein großes Interesse daran haben, gut durch diese Zeit zu kommen.“