Wiesen und Watt
Eigentlich bin ich sportlich genug, mich dazu einfach auf mein stabiles Alltagsrad zu setzen. Den Wolken nach zu urteilen, könnte es später allerdings ein bisschen stürmisch werden. Ich entscheide mich bei der EBIKE Sturmflotte für das Modell Sturmvogel. Das sollte doch ein gutes Omen sein, um selbst heftigem Gegenwind zu trotzen. Mein Startpunkt ist Westerland, und ich fahre mit meinem wirklich sehr schicken Elektrofahrrad über die Wiesen erstmal grob Richtung Rantumbecken. Am Seedeich, direkt vor dem Tennisclub, biege ich erst rechts (Franz-Korwan-Weg) und nach ein paar Minuten links (Strandweg) ab. Der Deich ist hier schon sichtbar, ich kann also einfach drauflosradeln.

Einen genauen Plan habe ich nicht, schön ist es schließlich überall. Entspannt radele ich über die Tinnumer Wiesen und genieße die Idylle. Es duftet nach Kamille und die Pferde nicken mir von ihrer Weise freundlich zu. Das bilde ich mir zumindest ein. Schneller als gedacht bin ich auch schon am Deich. Ich muss mit dem Rad durch ein Eisengatter und stelle fest, dass man sich dabei ganz schön ungeschickt anstellen kann. Die Schafe lachen mich wahrscheinlich aus.
Ich halte mich links und strampele einfach am Watt Richtung Morsum. Ganz so ruhig ist es hier nicht mehr, offensichtlich sind noch andere Menschen auf die Idee einer Radtour gekommen. Macht aber nix, es ist ausreichend Platz für alle. Hier riecht es eher nach Schaf als nach Kamille, was kein Wunder ist. Es sind nämlich ziemlich viele, die es sich auf dem Deich gemütlich machen.

Nach Meer riecht es auch, der Wind pustet durchs Haar und das Treten geht dank E-Unterstützung äußerst entspannt. Besser geht’s nicht. Bald taucht auch mein Lieblingsrastplatz auf. In einem der Strandkörbe sitzend kann man hier stundenlang aufs Wattenmeer starren und jeglichen Alltagsstress einfach vergessen.
Das Morsumer Kliff und Keitum

Ich fahre weiter am Watt entlang, bis der Weg am Morsumer Golfclub wieder ins Inland führt. Mein nächstes Ziel ist das Landhaus Severins am Morsumer Kliff. Erstens hab‘ ich Hunger und zweitens ist das Kliff einfach zu schön, um dort nicht einen kleinen Zwischenstopp einzulegen. Die Entscheidung fällt allerdings auch, weil ich auf einem E-Bike sitze. Es geht nämlich ganz schön bergauf und der Wind kommt wie immer von vorne.

Nach dem Snack fahre ich gestärkt nach Keitum. Schilder weisen mir den Weg durch bewirtschaftete Felder, vorbei an der Hünengrab-Anlage Harhoog bis ins Dorf. Eigentlich würde sich auch hier eine kleine Unterbrechung der Tour lohnen. Ein bisschen durch den hübschen Ort flanieren, dem Sylter Heimatmuseum (hier gibt es übrigens wunderbar warme selbstgestrickte Socken aus Schafwolle zu kaufen) einen Besuch abstatten oder einfach nur mit Wattblick einen Kaffee trinken, zum Beispiel in Nielsens Kaffeegarten. Ich fahre trotzdem weiter.

Noch mehr Dörfer
Ich bleibe möglichst nah am Watt und komme zu meiner Lieblingskirche. Zugegeben, ich kenne gar nicht alle Kirchen der Insel. Egal, schön ist St. Severin auf jeden Fall. Kleiner Tipp: Hier finden manchmal wunderbare Konzerte statt. Auch eine Besichtigung des alten Friedhofs lohnt sich.

Heute radele ich allerdings ohne Stopp neben der Hauptstraße weiter Richtung Munkmarsch und Braderup – herrlich lässig mit meinem Elektrofahrrad. Es geht bergrunter und bergauf. Dadurch habe ich immer wieder eine neue Aussicht auf die Felder und aufs Wattenmeer. Ich sehe die romantische Lügenbrücke am Watt und die blühende Braderuper Heide und freue mich über den Blick aufs Fährhaus Sylt. Auch hier wäre eine Kaffeepause möglich, mich zieht es aber nach Kampen.

Weit ist das nicht. In Kampen überlege ich, eine Pause einzulegen. Soll ich mir im Odin einen dieser köstlichen Kuchen kaufen? Und dann an der Westküste Richtung Wenningstedt auf dem Radweg hinter den Dünen zurück nach Westerland? Das wäre dann insgesamt ein perfekter Rundweg. Allerdings ist die Strecke dort recht gut befahren und ich habe nochmal Lust auf die ruhigen Wiesen. Außerdem verfügen wir beide – also ich und das E-Bike – noch über ausreichend Akku. Die Tour darf gerne noch ein bisschen dauern.
Gegenwind ist immer
So bringt mich mein Sturmvogel wieder an der Hauptstraße zurück Richtung Keitum. Schadet schließlich nicht, auch diesen Weg mal von einer anderen Perspektive zu betrachten. Außerdem komm ich so bei King am Kreisel vorbei, jetzt habe ich definitiv mal wieder eine kleine Stärkung verdient.

Anschließend geht’s durch das Dorf Richtung Bahnhof. Dort kann ich nämlich unter den Gleisen her, so dass ich am Gänsehof bequem wieder zu den Wiesen komme. Unterdessen habe ich aus reinem Spaß an der Freude mein Bike voll aufgedreht und brause die menschenleere Straße heimwärts.
Vorbei an freundlichen Kühen, am Tierpark und der Tinnumburg. Verfehlen kann man Westerland nicht. Von weitem erkenne ich die höheren Gebäude der Stadt und irgendwie führen letztlich alle Wege dorthin. Herrlich wars!
Gute fünf Stunden war ich unterwegs. Das lag vor allem an meinen längeren Pausen. Das war aber auch der Sinn der Sache, ich wollte schließlich ohne Druck fahren. Natürlich kann man das Ganze deutlich zügiger fahren – oder sich noch mehr Zeit nehmen, sich einfach treiben lassen.
Richtig schlimm verfahren kann man sich auf Sylt ja nicht. Übrigens: Wer ohne elektronische Hilfe in die Pedale tritt, schafft die Fahrradtour ebenfalls recht gut. Dann sollte man allerdings schon beim Hinweg kräftetechnisch einplanen, dass beim Rückweg immer Gegenwind ist. Immer.
E-Bike oder Pedelec

E-Bikes kann man (manchmal auch günstig) an vielen Orten auf Sylt leihen. Mit E-Bike meine ich hier ein Fahrrad, das mich beim Treten unterstützt. Es muss nicht ganz alleine fahren, das wäre ja langweilig. In der Fachsprache könnte dies auch eher ein Pedelec sein, aber ich bin keine Fachfrau auf diesem Gebiet. Ich weiß bis heute nicht, ob mein Sturmvogel ein E-Bike oder ein Pedelec ist – gefahren ist das Rad jedenfalls super. Die E-Bike-Sturmflotte bietet übrigens auch tolle geführte Touren an, falls man nicht auf eigene Faust loswill. Fotos: Ina Ulrike Witt, EBIKE Sturmflotte, Sylt Connected.