„Entscheidend ist jetzt der Wille zur Veränderung“

So wie sich die Westerländer Innenstadt aktuell darstellt, ist sie kein Aushängeschild für die Urlaubsinsel Sylt. Weder die meisten Gäste noch die Einheimischen nehmen sie als Ort wahr, der zum Verweilen einlädt. Darin sind sich Politik, Verwaltung und Wirtschaft mittlerweile einig.
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Welchen Stellenwert das Thema aber inzwischen hat, zeigt sich auch daran, dass es mehrere Initiativen zur Umgestaltung der Innenstadt gibt. Eher zufällig trafen sie auf der gestrigen Sitzung des Ortsbeirates zusammen. Am Ende war klar: Guter Wille ist überall vorhanden, die Frage, was und wie es umgesetzt werden soll, ist aber noch lange nicht beantwortet.

Drei Herangehensweisen, wie man mit dem Thema Innenstadtgestaltung umgehen kann, bekamen auf der gestrigen Sitzung des Westerländer Ortsbeirates Platz, sich zu präsentieren. Die erste möchte sich dabei um kurzfristige Schönheitsreparaturen kümmern. Die zweite favorisiert eine wissenschaftlich fundierte Analyse darüber, was möglich ist und die dritte hofft mit Blick auf das, was schon in anderen Städten und Ländern umgesetzt wurde, auf eine praktische Umsetzung und den ganz großen Wurf.

Die kurzfristige Lösung ist nicht gewollt

Unter dem Tagesordnungspunkt „Beratung und Beschlussfassung über die Neugestaltung/-möblierung der Fußgängerzone“ sollte eigentlich die Verwaltung damit beauftragt werden, eine Umfrage zu starten, um so Bürgerinnen und Bürger zu beteiligen und Ideen zu sammeln. Unter dem Eindruck der bis dahin geführten Diskussion entschied sich der Beirat gegen dieses Vorhaben. „Eigentlich muss ganz viel gemacht werden. Aber mit dieser Umfrage wird nur ein bisschen Klarschiff gemacht“, erklärte Ulrike Körbs von der Fraktion „Die Insulaner“ ihre Ablehnung. Die kurzfristigen Schönheitsreparaturen bekamen an diesem Abend also keine Mehrheit.

Bereits im Oktober vergangenen Jahres waren die Ergebnisse zweier Studienprojekte des Instituts für Stadt- und Regionalplanung der Technischen Universität Berlin veröffentlicht worden. In Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung wurde daraus ein städtebaulicher Rahmenplan entwickelt, der nun dem Ortsbeirat vorgestellt wurde. Da das Gremium coronabedingt erstmals seit August vergangenen Jahres tagte, war dies nicht früher möglich.

Die wissenschaftliche Analyse hat ihren Platz

Mareike Duncker von der Stabsstelle Ortsentwicklung erklärte einiges zur Methodik des studentischen Master-Auftragsprojektes und welche Themen in dem 238-seitigen Dokument behandelt werden. So geht es etwa um die Querschnittsthemen Städtebau und Baukultur, Dauerwohnen, Gewerbe und Soziales, Öffentlicher Raum sowie Verkehr und Mobilität. Beiratsvorsitzender Kay Abeling lobte die „engagierte“ Arbeit der Studenten.

Birgitt Kirsch von „Bündnis90-Die Grünen“ erklärte mit Blick auf den großen Umfang der Arbeit: „Ich wüsste jetzt gar nicht, wo man anfängt. Wie geht es denn jetzt weiter?“ Die Frage stellten sich wohl viele an diesem Abend und so einigte man sich auf einen weiteren Sitzungstermin am 31. März, an dem es ausschließlich um den städtebaulichen Rahmenplan gehen wird und das Thema vertieft werden soll. Die wissenschaftlich fundierte Analyse wird also weiterhin ihren Platz haben, wenn es darum geht, der Westerländer Innenstadt ein neues Gesicht zu geben.

Das Thema darf nicht mehr vernachlässigt werden

Ronald Glauth vom Verein Sylter Unternehmer (SU) und Dennis Bullen von der Sylt Marketing sind bereits seit Juli vergangenen Jahres im gemeinsamen Austausch mit der Westerländer Politik und Verwaltung, um das Thema voranzutreiben. Nachdem beide vor kurzem bereits den Fraktionsvorsitzenden die Ergebnisse ihrer Arbeit präsentieren konnten, wurden sie nun also vom Ortsbeirat eingeladen. SU-Geschäftsführer Ronald Glauth erklärte gleich zu Beginn seines Vortrages, dass die Missstände in der Fußgängerzone offensichtlich seien und das Thema zu wichtig sei, um es weiter zu vernachlässigen. „Entscheidend ist jetzt der Wille zu Veränderung“, so Glauth weiter.

Auch er lobte die Studie der TU Berlin, betonte aber, dass der Ansatz von SU und Sylt Marketing deutlich weitergehe. Im Mittelpunkt steht für ihn dabei, ein Städteplanungsbüro einzubeziehen, das den gesamten Prozess moderiert, begleitet und dokumentiert. Alle drei im Vorfeld kontaktierten Büros schlagen dabei einen mehrstufigen Entwicklungsprozess vor, der mit einer kleinen Gruppe bestehend aus zehn bis 15 „Schlüsselpersonen“ beginnt und dann die Öffentlichkeit zunehmend einbindet.

Jetzt den Schwung mitnehmen

Je nach Anbieter belaufen sich die Kosten für so ein externes Projektmanagement auf 50.000 bis 100.000 Euro. Auf Anfrage erklärte Glauth, dass die Planungsbüros mit ihrer Arbeit nie bei null anfangen würden, sondern schauen, was zu dem Thema bereits erarbeitet und veröffentlicht wurde. „Daher würde dann auch die Studie der TU Berlin mit in den Prozess einfließen.“

Auch wenn es im Ortsbeirat keine Beschlussfassung über die mögliche Finanzierung des Projektes gab, wertet Glauth die Sitzung als Erfolg: „Wir würden natürlich gerne größere Schritte machen, aber jetzt ist es vor allem wichtig, dass sich überhaupt etwas bewegt und wir den Schwung jetzt mitnehmen können.“ Den wird er allerdings auch brauchen. Denn bevor das Thema im Gemeinderat auf die Tagesordnung kommen kann, wollen auch die Fraktionen im direkten Austausch über die Pläne informiert werden. 

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