Wären die Gegebenheiten auf Sylt optimal, könnte man mit seinem umweltfreundlichen E-Auto starten, ohne sich über die Entfernung bis zur nächsten E-Ladestation Sorgen machen zu müssen. Da die bisherige Infrastruktur dies jedoch noch nicht zulässt, drängte die Sylter Wählergemeinschaft (SWG) auf der vergangenen Gemeindevertreter-Sitzung mit einem Antrag zu mehr Tempo beim Ausbau. Sie fordert von der Gemeinde Sylt und der Energieversorgung Sylt (EVS), ein „gemeinsames geeignetes Konzept“ zu erarbeiten, da „die Gemeinde ihren ökologischen Fußabdruck verringern möchte“, heißt es im Antrag.
Die Insel ist nicht gewappnet
Wie der SWG-Fraktionsvorsitzende Mario Pennino bemängelte, sei „die Insel bislang nicht für das gewappnet und aufgestellt, was noch kommt.“ Denn es gibt nach Meinung der SWG noch reichlich Handlungsbedarf bei der Verbesserung der inselweiten Infrastruktur für die E-Mobilität: Auf Parkplätzen und in Tiefgaragen fehlten Ladestationen ebenso wie auf Grundstücken der Gemeinde und an öffentlichen Gebäuden. Auch bezüglich der Aufklärung über mögliche Fördermittel von Bund und Ländern sowie der verbindlichen Vorschriften für Um- und Neubauprojekte könne nachgebessert werden.
Unterstützung für den Antrag der SWG und Kritik am zu verhaltenen Handeln „des schlafenden Riesen“ EVS kam von Dr. Roland Klockenhoff von Bündnis9ß/Die Grünen: „Da muss mehr Dampf hinter, das läuft viel zu langsam“, sagte er. Dieser Kritik begegnete die EVS auf Nachfrage nur indirekt mit dem Verweis auf bis dato elf öffentliche Ladesäulen mit 22 Ladepunkten und mehr als 160 auf privatem und gewerblichem Gelände installierten Ladepunkten. „Ein deutlicher Zubau an Ladepunkten ist in diesem Jahr geplant“, schrieb die EVS weiter.
Gespräche sollen folgen
Als SPD-Gemeindevertreter und Mitglied im EVS-Aufsichtsrat setzte Gerd Nielsen der kritischen Äußerung von Dr. Klockenhoff entgegen: „Wahrscheinlich ist Sylt in puncto Ladesäulen gar nicht so schlecht aufgestellt. Zur momentanen Geschwindigkeit des strukturellen Ausbaus müsste man den Hintergrund erfragen.“
Hierzu gab die EVS in ihrem Schreiben an, die größten Herausforderungen beim Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur bestünden gegenwärtig in langwierigen Genehmigungsverfahren bei Fördermittelanträgen, ungeklärten Finanzierungsfragen sowie schlicht und einfach Bezugsproblemen.
Nielsens SPD-Kollege Holger Weirup empfahl, die schon erfolgten Bemühungen des Landschaftszweckverbandes um dieses Thema im – zugegebenermaßen notwendigen – Austausch mit der EVS zu berücksichtigen. Dem Punkt Dringlichkeit stimmte Gerd Nielsen Weirup zu, weshalb Gespräche der Politik mit der EVS wohl zeitnah stattfinden werden.