„Diese prickelnde Luft, dieser Wind, der einem ständig in den Ohren pfeift, der schneeweiße Strand, diese ganze Pracht ohnegleichen. Kann es irgendwo schöner sein?“ Schauspielerin und Schriftstellerin Clara Tiedemann führte von 1925 bis 1955 das Haus am Kliff und vermag es, den Leser mit ihren Worten in das malerische Dorf Kampen zu versetzen. Auch Thomas Mann, Emil Nolde und zahlreiche weitere Kunst- und Kulturschaffende haben sich am roten Kliff zu Hause gefühlt und das Dorf nachhaltig geprägt.
Auch heute zieht es noch Kunstschaffende nach Kampen. Einer von ihnen ist Thomas Landt, der die Insel seit 2010 zu seinem Atelier- und Wohnsitz auserkoren hat. Auf seinem Spaziergang entlang des Kunstpfades teilt der Maler und Kunstgrafiker seine Leidenschaft für Kampen und Kunst regelmäßig mit Besuchern des Dorfes, frei nach dem Motto „Jeder Kunstspaziergang macht schlank (und schlau)“.
Schlank bezieht sich dabei ausdrücklich nicht auf den körperlichen Zustand der Teilnehmer: „Es geht darum, sich schlank im Kopf zu machen und auf neue Sichtweisen einzulassen“, erklärt der Künstler. Im gemeinsamen Dialog möchte er in das Kampen abseits von Champagner und Kaschmir eintauchen und die künstlerischen Dimensionen des Ortes erleben.
Gute zweieinhalb bis drei Stunden dauert der Spaziergang von der Ortsmitte zum Watt im Osten und weiter zum Kliff an der Westseite. An den jeweiligen Gedenkstelen wird Halt gemacht und das Leben und Werken des Künstlers vorgestellt und erläutert.
Die erste der zehn bis zwölf Stationen ist die Stele von Maler Siegward Sprotte – der Verkauf seiner Werke in der Galerie Falkenstern Fine Art trägt erheblich zur Finanzierung des Kunstpfades bei. Weiter geht es dann mit dem berühmten Ziegenstall und dem Leben der Tänzerin, Kabarettistin und Schauspielerin Valeska Gert, dem Expressionisten Alexej von Jawlenski und Emil Nolde, der auf seiner Stele mit den Worten zitiert wird: „Es war, als ob die frischen Luft, der salzige Geschmack, die tosenden Wogen mich anspornten und beglückten, die Wanderung auf dem festen Sand das Meer entlang waren meine Lust.“
Genau dieses Kampen der Künstler, der Schriftsteller und der Kulturschaffenden möchte Thomas Landt auf seiner Führung vermitteln und auch Begeisterung bei den Menschen wecken, die zu dem Kampen der Boulevardzeitungen keinen Zugang finden können – sein Lieblingszitat findet sich auf der Bronzetafel zu Dr. Fritz Wichert: „Hier ist es so schön, dass man nicht weiß, wo man sich lassen soll.“ Für Landt der Ausdruck des Kampener Lebensgefühls und die Antwort auf die Frage, die sich wie ein roter Faden durch den Spaziergang zieht: „Was macht Kampen mit dir, was ist der Spirit von Kampen?“
Wer nach dem Rundgang mit Thomas Landt auch die restlichen Gedenkstelen besuchen möchte, dem legt der Künstler und Gästeführer das Kampener Kunstpfadbuch ans Herz, das im Kaamp Hüs erhältlich ist und mit dem die Entdeckungsreise dann auf eigene Faust weitergehen kann. Um den Spaziergang auch multimedial erfahrbar zu machen, ist jede Steele mit einem QR-Code versehen, um vor Ort Hintergrundinformationen über den Künstler zu erhalten.
Die Kunstpfad-Führungen von Thomas Landt finden wöchentlich jeden Dienstag statt, sind für die ganze Familie geeignet und an allen Tourist-Informationen und Vorverkaufsstellen buchbar. Weitere Infos auf der Webseite von Thomas Landt.