„Jetzt gibt man dem Mittelstand die Schuld und wir werden aufgefordert kalt zu duschen, um Geld zu sparen. Damit wird die Aufmerksamkeit aber nur abgelenkt von den verantwortlichen Konzernen auf die Individuen“, beschreibt Sophie Zechner, eine der Sprecherinnen des Aktionsbündnisses, die aktuelle Lage aus ihrer Sicht. „Wir sollen kürzertreten, obwohl wir schon so viel geleistet haben.“
Sylt als Symbol für den Reichtum
Sylt habe man sich als Ort ausgesucht, da es ein Symbol für das Verhalten der Reichen sei, die sich hier in eine Blase zurückziehen würden, so Zechner weiter. Den Hinweis, dass man das Wort „entern“ in Zusammenhang mit der Demonstration auf Sylt nicht gerne gehört habe, tut sie nur mit einer kurzen Handbewegung ab. „Man muss auch über die Überschrift hinaus lesen, was der Bürgermeister offensichtlich nicht kann“, so Zechner.
Damit spielt sie auf einen Facebook-Post von Nikolas Häckel an, in dem er wenige Tage vor der Demonstration Zweifel daran geäußert hatte, ob Sylt der richtige Ort für die Aktion sei. Davon ließen sich die Veranstalter erwartungsgemäß aber nicht beeinflussen. Und so sammelten sich am Sonnabendvormittag immer mehr Teilnehmer auf dem Platz vor dem Bahnhof. Schon bevor es hinter einem mit Lautsprechern ausgerüsteten Transporter zu Fuß nach Kampen ging, wurden Transparente mit Slogans wie „Wir können uns die Reichen nicht mehr leisten“, „Wir nehmen euch alles weg“, „Für ein Ende aller Klassen – Korruption abschaffen“ ausgerollt.
Punkkonzert zum Abschluss
Unter den Teilnehmer war auch Max aus Hamburg. „Das Thema der Umverteilung ist wichtig. Das kann nicht so bleiben“, begründete er seine Teilnahme. Mitstreiter Florian erhoffte sich eine „kraftvolle Demo, die die Inhalte auch rüberbringt.“ Inwieweit das letztendlich gelungen ist, lässt sich schwer beurteilen. Angekommen am Zielpunkt der Demonstration, dem Parkplatz neben der Hermès-Filiale in Kampen, war den meisten Teilnehmern aber eher nach einer Pause und was zu trinken als nach langen Reden – Sonnenschein und Nordseeluft hatten auf der gut sechs Kilometer langen Strecke ihre Wirkung gezeigt.
Und nachdem der Marsch in Westerland mit einer Stunde Verspätung gestartet war, hieß es dann auch schon, schnell wieder nach Westerland zurückzukommen, da dort zum Abschluss drei Punkbands vor dem Rathaus ihren Auftritt hatten.
Großes Polizeiaufgebot
Die Tatsache, dass alles ruhig blieb, war wohl auch dem massiven Polizeiaufgebot zu verdanken. Kräfte aus dem gesamten Bundesland waren auf die Insel gekommen, um den Demonstrationszug zu begleiten und auch am Rathaus hatten sie Stellung bezogen. Ein Sprecher der Polizei erklärte, dass der Tag ohne nennenswerte Zwischenfälle verlaufen sei. Die Demonstration habe einmal gestoppt werden müssen, da in der Menge Rauchtöpfe gezündet worden seien und während des Konzertes musste lediglich ein nackter, alkoholisierter Teilnehmer in Gewahrsam genommen werden.
Um 20.15 Uhr war die Demonstration offiziell beendet und so konnten die meisten Teilnehmer die Insel noch an diesem Abend mit ihren Neun-Euro-Tickets wieder verlassen.
Einen Kommentar zur Demo findet ihr hier.