Wenn man den Organisatoren der „Sylt entern“-Demonstration Glauben schenken darf, nutzen viele sehr reiche Menschen die Insel, um sich hier in eine Blase zurückzuziehen, ihrem Reichtum zu frönen und den eigenen Lebensentwurf zu verfolgen. Mit der Blase ist dann gemeint, dass man sich abgrenzt von der restlichen Gesellschaft, niemanden von draußen an sich heranlässt und gerne unter sich bleibt.
Mal abgesehen vom Kontostand der Reichen in Kampen und den Teilnehmern der Demo war die Veranstaltung des Aktionsbündnisses „Wer hat, der gibt“ am vergangenen Wochenende doch recht ähnlich gestrickt. Nur dass die Blase nicht fest verortet war, sondern sich als Demonstrationszug einmal von Westerland nach Kampen und wieder zurückbewegt hat.
Wer als überwiegend dunkel gekleidete und teilweise alkoholisierte Menschenmenge von rund 400 Personen in einer Gegend auftaucht, in der man nur kurz zu Besuch ist und dabei zu lauter Musik den Mittelfinger undifferenziert in Richtung jedes Reetdaches streckend, dass am Straßenrand auftaucht, „Anticapitalista“-Sprechchöre gröhlt, vermittelt jedenfalls nicht den Eindruck, ernsthaft an einem echten Austausch mit Andersdenkenden interessiert zu sein.
Der Spuk der Linken-Demo auf Sylt war nach wenigen Stunden vorbei und die mediale Aufmerksamkeit danach überschaubar. Was im Gedächtnis bleibt, sind die Wochen davor, in denen die überregionale Presse nur zu gerne auf den Neun-Euro-Ticket-Zug aufgesprungen ist, um mal wieder mit Sylt als Aufmacher einem Thema eine Bühne zu bieten, das es in dieser Form nicht verdient hat.
Natürlich ist die Kluft zwischen Arm und Reich ein Thema, das globale Aufmerksamkeit verdient hat, und mit Blick auf die Insel müssen zukunftsweisende Herausforderungen bewältigt werden. Eine „Sylt entern“-Demonstration leistet jedoch keinen auch noch so kleinen Beitrag dazu, das eine oder das andere Problem zu lösen.
Einen Bericht über die Demonstration findet ihr hier.