Wie sieht die Zukunft der friesischen Minderheit und Sprache aus? Das war Kernthema bei den Diskussionsrunden auf dem jüngsten Biikeempfang, der erstmals seit 2006 wieder auf Sylt stattfand.
Ein wenig fühlt man sich wie eine Mücke, die sich, vom Licht angelockt, in einer Laterne verirrt hat. Nur eine Handvoll Menschen passt gleichzeitig in die kleine Kabine auf dem achteckigen Turm, in deren Mitte – umringt von Glasscheiben – das Kampener Quermarkenfeuer prangt. Dass es zuletzt besichtigt werden durfte, ist schon eine Weile her: „2013 haben wir zum 100-jährigen Jubiläum Führungen in den Turm angeboten“, erinnert sich Lars Lunk vom Tourismus-Service Kampen. Am vergangenen Sonntag durften neugierige Gäste das Quermarkenfeuer anlässlich des „Tages des offenen Denkmals“ erneut von innen bewundern.
Seit nunmehr 30 Jahren öffnen auf Initiative der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und unter der Schirmherrschaft des Deutschen Bundespräsidenten einmal jährlich mehr als 5500 Kirchen, Befestigungsanlagen, Schlösser, Gärten und Windmühlen in ganz Deutschland, um die Aufmerksamkeit auf die Kulturdenkmäler und ihre Bedeutung zu richten. Erstmals gehörten in diesem Jubiläumsjahr auch zehn Sylter Denkmäler dazu – darunter besagter Leuchtturm. „Obwohl das Quermarkenfeuer genau genommen kein Leuchtturm ist“, korrigiert Lars Lunk. „Anders als gewöhnliche Leuchttürme hat es ein feststehendes Licht und leuchtet quer zum Kurs, um auf Untiefen und gefährliche Passagen hinzuweisen.“
Dass es nach zehn Jahren erstmals wieder für den Publikumsverkehr geöffnet wurde, war maßgeblich Holger Thies zu verdanken, der das Kulturevent auf Sylt zusammen mit vielen anderen, ehrenamtlichen Mitstreitern, der Sölring Foriining und den Inselgemeinden organisiert hat. Am Tag des Offenen Denkmals war er auf dem ebenfalls unter Denkmalschutz stehenden M.T. Buchholz-Hof zu finden und zeigt Besuchern dort anhand von Schautafeln Beispiele zum Umgang mit Sylter Denkmälern – sowohl gute als auch schlechte. „Es gibt weit über 200 Denkmale, die wichtiger Teil der Sylter Kultur sind“, zählt er auf. Viele von ihnen sehen er und seine Mitstreiter jedoch als „verbastelt“ oder vom Abriss bedroht an. „Darum wollen wir an diesem Tag diejenigen als lobenswerte Beispiele hervorheben, die gut erhalten und gepflegt sind.“
Dabei müssen die Denkmäler nicht immer Museumscharakter haben. Ragna Schacht gehört ebenfalls zu denen, die an diesem Sonntag Denkmalführungen gaben. Anders als Lars Lunk jedoch führte sie ihre Gäste durchs eigene Zuhause. Wenn man in ihrem Pesel sitzt, dem Hauptraum traditioneller Friesenhäuser, fühlt man sich direkt um ein paar Jahrhunderte in die Vergangenheit versetzt. „Ich wohne wirklich so“, antwortet sie auf die Frage, ob sie die Räume für den Tag eigens historisch hergerichtet hat. 1694 wurde das Haus an der Wenningstedter Hauptstraße erbaut. „Zwölf Generationen haben darin gelebt, bevor die Familie meines Mannes es 1920 kaufte.“ Der Tatsache, dass es einst einem Kapitän gehörte, ist es zu verdanken, dass seine Innenräume mit alten Fliesen und Malereien verziert sind – zu der damaligen Zeit ein wahrer Luxus.
Obwohl sie, wie sie gesteht, gar nicht so gern Fremde in ihr Haus lässt, war es für sie selbstverständlich, am Tag des offenen Denkmals eine Ausnahme zu machen: „Das Verständnis der Gäste für uns und unsere Kultur muss noch sehr gepflegt werden“, attestiert sie. „Geld spielt heute eine viel zu große Rolle. Andere denkmalgeschützte Häuser werden vernachlässigt, bis sie verrotten und Platz machen für neue Ferienwohnungen. Die Insel hat sich auf diese Weise im Laufe der Jahrzehnte so stark gewandelt, dass ich mich heute in einigen Orten verlaufe, weil ich sie gar nicht mehr wiedererkenne.“ Obwohl ihr der Frust über diese Entwicklung deutlich anzumerken ist, freute sie sich umso mehr über die Reaktion der Gäste an diesem Sonntag: „Alle waren aufmerksam, empfänglich und sehr bemüht, das was sie sahen, auch zu würdigen.“
Ähnliche Erfahrungen tauschten am späten Nachmittag auch die anderen teilnehmenden Gastgeber und Gästeführer beim Abschlussempfang vor dem Sylt Museum aus: Viel mehr Besucher als man erwartet habe, und alle hätten sie viel Interesse für die Sylter Kultur und ihre Denkmäler gezeigt. Die Sölring Foriining als Betreiberin des Sylt Museums hatte die Schirmherrschaft übernommen. Ihre Vorsitzende Maren Jessen betonte mit Blick auf brachliegende oder bereits abgerissene historische Gebäude, „dass es für den Denkmalschutz viel mehr braucht, als nur das Erhalten von schützenswerten Gebäuden. Sie müssen gepflegt, genutzt und belebt werden.“ Dazu brauche es zu gleichen Teilen die Bereitschaft der Eigentümer, sich für historische Objekte einzusetzen – ob sie nun unter Denkmalschutz stehen oder nicht – als auch die Unterstützung von Behörden und öffentlichen Institutionen, sowohl im Hinblick auf Fördergelder, als auch im Hinblick auf eine realistische Nutzung. Oder, wie es Wenningstedts Bürgermeister Kai Müller zusammenfasste: „Es nützt keinem etwas, auf der Asche abgerissener Gebäude zu stehen und mit dem Finger auf andere zu zeigen. Wir müssen uns alle aktiv einbringen.“
Übrigens: Wer den Tag des offenen Denkmals verpasst hat und trotzdem neugierig ist auf die Sylter Denkmallandschaft, findet eine interaktive Karte unter https://denkmaldransylt.de/.
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