Rezession, Fachkräftemangel und die Vorbereitung auf das Protestcamp 2023 – auch nach der Coronapandemie mangelte es im vergangenen Jahr nicht an Herausforderungen für die Sylter Wirtschaft. Auf ihrer jüngsten Jahreshauptversammlung am vergangenen Mittwoch im A-ROSA Hotel in List zeigte sich der Verein Sylter Unternehmer dennoch optimistisch und voller Tatendrang: Das bewies nicht nur die stolze Zahl von 44 Neumitgliedern, von denen der Vorsitzende Karl-Max Hellner in seiner Begrüßungsansprache berichten konnte und die den Verein im Berichtszeitraum auf 579 Mitglieder anwachsen ließen, sondern auch die Tatsache, dass es dem Verein erneut gelungen war, alle 20 Kandidatenplätze für die Wahl des Gesamtvorstandes vollständig zu besetzen.
Letztere nahm – geführt durch Ehrenvorsitzenden Peter Matthiessen – nach Jahresabschluss und Etatplanung den wohl kürzesten Abschnitt des Abends ein. Vier der bestehenden Vorstandsmitglieder, der sich aus einem achtköpfigen geschäftsführenden Vorstand sowie zwölf Mitgliedern des erweiterten Vorstandes zusammensetzt, waren nicht wieder angetreten: Dirk Marzin hat die Insel und damit auch den Vereinsvorstand verlassen und auch Oliver Brandl hat seine Vorstandsarbeit niedergelegt. Cornelia Scheibe und Dirk Volquardsen waren nicht wieder angetreten und durften vom Vorsitzenden und der Schatzmeisterin Simone Hogrebe jeweils ein Präsent sowie die Ernennung zu Ehrenvorstandsmitgliedern entgegennehmen und behalten damit das Recht, den Vorstandssitzungen weiterhin beizuwohnen.
An ihre Stelle traten Moritz Luft von der Sylt Marketing GmbH, Thorsten Möller von Sotheby’s International Realty, Helen Thomsen von der Tischlerei Michael Thomsen sowie Carsten Wegst von Wegst Sylt. Alle 20 Kandidaten wurden von den rund 90 anwesenden Mitgliedern in einem Wahlgang „en bloc“ einstimmig bestätigt. Auf die Wahl folgten die Ehrungen langjähriger Mitglieder. Bei dem 1966 gegründeten Wirtschaftsverband waren das nicht nur sechs Mitglieder, die für 25 Jahre im Verein geehrt wurden, sondern mit Heinz Tesch und Rudolf Wieda auch zwei Unternehmer, die dem Verein bereits seit 50 Jahren ihre Treue halten.
Zurück zu den Herausforderungen. „Im Zusammenhang mit den Vorbereitungen für das diesjährige Protestcamp haben wir uns schon frühzeitig eingebracht und im Hintergrund alles dafür getan, damit sich die Situation nicht in dem Ausmaß von 2022 wiederholt“, berichtete der Vorsitzende. „Mit der ‚Sylter Unternehmerwoche‘ haben wir gemeinsam mit der IHK Flensburg zudem ein ganz neues Veranstaltungsformat auf den Weg gebracht, welches den Mitgliedern echten Mehrwert bot.“ Im Hintergrund stark aktiv sei der Verein auch während des Tarifstreits bei der Bahn gewesen, um den Hindenburgdamm von Streikhandlungen möglichst freizuhalten. „Mehr vorgenommen hatten wir uns hingegen beim Thema Innenstadtentwicklung. Hier gibt es gute Ansätze, die wir in dieser Saison aber leider nicht mehr zum Abschluss bringen konnten.“
Bleibt der Fachkräftemangel, der stark mit der Wohnraumsituation auf der Insel verwoben ist. Der Verein hatte Marcus Kopplin, Leiter des Kommunalen Liegenschaftsmanagements (KLM) eingeladen, der sich viel Zeit nahm, den Eigenbetrieb der Gemeinde Sylt, seine Aufgaben und aktuelle Bauprojekte ausführlich vorzustellen. „Es war beeindruckend zu sehen, was das KLM in den vergangenen Jahren alles auf den Weg gebracht hat und noch bringen wird“, fasste Karl-Max Hellner im Anschluss zusammen. „Wir können froh sein, einen so kompetenten Partner für Wohnraum an unserer Seite zu wissen.“ Obwohl, gab Kopplin zu bemerken, es nicht nur auf den bezahlbaren Wohnraum ankommt, um Familien, Arbeits- und Fachkräften auf der Insel einen attraktiven Lebensraum zu schaffen – es brauche auch ein attraktives Umfeld, Angebote für Jugendliche und eine intakte Infrastruktur in Bereichen wie Bildung, Gesundheit und Altersvorsorge. Mit Kopplins Worten: „Wir Sylter müssen lernen, wieder näher zusammenzurücken.“