Ausschussvorsitzender John Bourne und Bürgervorsteher Frank Zahel stimmten sich – vor den Augen der in der Aula des Schulzentrums zahlreich anwesenden Bürgerinnen und Bürger – über die nächsten Termine der am Prozess beteiligten Gremien ab und kamen zu dem Schluss, dass die Gemeindevertretung das Konzept im August beschließen kann.
Sollte dies tatsächlich so passieren, wäre das ein Schritt, auf den viele Insulaner schon seit Jahrzehnten warten, denn die wichtigste Aussage des Konzeptes lautet: Das Bettenwachstum auf der Insel muss umgehend gestoppt werden. Nur so könne ein noch größeres Ungleichgewicht zwischen Dauerwohnraum auf der einen Seite und Ferienwohnungen und Nebenwohnsitzen auf der anderen Seite verhindert werden.
„Das hatten wir so noch nicht.“
Denn auch da ist das Gutachten ganz deutlich: Es geht nicht mehr um die Frage, ob es ein Ungleichgewicht gibt, sondern darum, welches Ausmaß die bereits andauernde Fehlentwicklung schon hat. Und da stellt die Cima der Insel ein verheerendes Zeugnis aus. Da auch schon andere touristische Destinationen wie etwa Baden-Baden, Heidelberg oder Füssen (mit Neuschwanstein) auf der Kundenliste der Berater stehen, können sie vergleichen und Mantik stellt in seinem Vortrag fest: „Das hatten wir so noch nicht.“
Damit meint der Gutachter die Tatsache, dass die gesamte Gemeinde Sylt von diesem Ungleichgewicht betroffen ist. Es gibt also weder in Westerland noch in den Dörfern Bereiche, in denen man den Bau von weiteren Ferienwohnungen oder Hotels genehmigen kann, ohne das Missverhältnis noch zu vergrößern. In Zahlen ausgedrückt liest sich der aktuelle Zustand folgendermaßen: 4.959 Ferienwohnungen und 2.862 Nebenwohnsitze stehen 11.336 Dauerwohnungen gegenüber.
Erst in der Bauleitplanung verbindlich
„Niemand will, dass der Tourismus abgewürgt wird“, so Mantik weiter, aber nun müsse es um eine qualitative Weiterentwicklung und eine konsequente Anpassung des bestehenden Planungsrechtes gehen. Denn „nur durch die Überführung in die Bauleitplanung werden die Inhalte des Beherbergungskonzeptes rechtlich verbindlich“.
Um festzustellen, dass es auf der Insel um den Dauerwohnraum schlecht bestellt ist, hätte es das Gutachten sicherlich nicht gebraucht. Die blanken Zahlen und das Ausmaß haben dann aber auch diejenigen Zuhörer überrascht, die sich seit Jahren für das Thema engagieren und sie zeigten sich dankbar für die Ausführungen Mantiks. „Das ist die statistische Grundlage für unsere Gefühle“ brachte es Birte Wieda vom Bürgerbündnis „Merret reicht’s“ auf den Punkt.
Beschließen ist nicht umsetzen
Gemeindevertreter Holger Flessau warnte vor zu großen Erwartungen: „Beschließen können wir viel, aber es muss auch umgesetzt werden.“ Daher schlug er vor, für die B-Planbearbeitung einen externen Dienstleister mit ins Boot zu holen. Dem widersprach jedoch Nikolas Häckel, da „die Verfahrensdauer so nicht abgekürzt“ werden könne. Der Bürgermeister war es dann auch, der deutlich auf die Euphoriebremse trat, als er erklärte, dass die Umsetzung nicht so schnell gehen werde, wie viele der Anwesenden es sich wünschten. Schließlich würden in der Gemeinde zurzeit nur vier Mitarbeiter die B-Pläne bearbeiten, was in der Regel neun Monate pro Antrag dauere. Erst wenn die Politik sich tatsächlich für das Konzept entscheide, könne auch die Gemeinde aktiv werden. „Wir brauchen Ihre Beschlüsse, sonst passiert gar nichts“, so sein Appell an die anwesenden Politiker.
Silke von Bremen hatte in einer ausführlichen Wortmeldung der Politik den Willen zur Veränderung abgesprochen. Diese wird sich nun an ihrem Handeln messen lassen müssen und zeigen, wie ernst ihr die Sache tatsächlich ist oder ob es am Ende bei einer öffentlichen Terminabsprache bleibt.