Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer gehört zu den letzten großen Wildnisgebieten Europas, insgesamt umfasst das Weltnaturerbe Wattenmeer eine Fläche von über 10.000 Quadratkilometern, von Dänemark bis zu den Niederlanden.
Land und Meer, Sand und Schlickwatt, Muschelbänke und Salzwiesen, Sandstrände und Dünen – diese landschaftliche Vielzahl und die beständigen Gezeitenwechsel machen die Küstenregion der Nordsee zu einem auf der Welt einmaligen und schützenswerten Naturwunder.
Ein einzigartiges Naturschauspiel
Dank der Anziehungskraft des Mondes und den Fliehkräften, die zwischen Sonne, Mond und Erde herrschen, werden Massen von Wasser in Bewegung gesetzt. Die Meere sind dabei ständig in Bewegung und sorgen für den Höhenunterschied des Wassers an unseren Küsten. Zweimal täglich zieht sich bei Ebbe das Meer zurück und gibt den Blick auf den Meeresgrund frei. Die feinen Wellen des sich zurückziehenden Wassers, die Sandlinien und entstandenen Wasserläufe, die Priele, werden sichtbar.
Die “Small Five” des Wattenmeeres
Für das ungeübte Auge erschließt sich erst auf den zweiten Blick die faszinierende Pflanzen- und Tierwelt, die sich auf und unter der Schlickfläche tummelt: quer laufende Krebse, durchscheinende Garnelen, Herzmuscheln in verschiedensten Farbschattierungen, Schnecken in Miniformat und sehr viele Wattwürmer. Diese fünf Arten, die “Small Five”, gelten als die für das Wattenmeer bedeutsamsten und werben symbolisch für das Weltnaturerbe Wattenmeer. Sie sind aber nur ein kleiner Teil der vielen tausend Lebewesen, die im Watt zuhause sind. Der Bäumchenröhrenwurm oder die Ohrenqualle sollen daher auch nicht ungenannt bleiben!
Wandern auf norddeutsch
Der Wattboden funkelt im Sonnenlicht, man spürt den Sand und Schlick unter den Füßen, hat das beruhigende Gluckern der Priele im Ohr und einen schier endlos scheinenden Horizont vor Augen – eine Wattwanderung ist ein Naturschauspiel der besonderen Art. Und wer kann schließlich schon von sich behaupten, IN der Nordsee wandern gewesen zu sein. In Begleitung eines zertifizierten Wattführers ist das überhaupt kein Problem. Dies ist auch dringend empfohlen, denn wirkt das Watt in idyllischer Ruhe auch noch so friedlich, die Gefahren dürfen dabei nicht unterschätzt werden. Das bei Flut aufsteigende Wasser fließt in die Priele und kann überraschend schnell den Rückweg versperren und bei plötzlich auftauchendem Seenebel kann man zudem sehr leicht die Orientierung verlieren.
Zu Fuß durchs Watt
Neben Schnecken und Wattwurm-Häufchen lässt es sich in den Sommermonaten sehr gut barfuss gehen. Neopren-Surfschuhe oder eine doppelte Schicht dicker Tennissocken schützen vor möglich auftretenden scharfkantigen Muscheln im Schlick. Den Sonnenschutz sollte man auch bei einer Wattwanderung an der Nordsee nie vergessen, da das Sonnenlicht auf dem nassen Wattboden noch zusätzlich reflektiert.
In der kühleren Jahreszeit sind Gummistiefel ein Muss – vor allem, um das typische Matsch-Matsch-Schlick-Geräusch im Ohr zu haben! Auch das winterliche Wattenmeer mit seinen knackenden Eisflächen hat seine eigene Faszination und kann mit festem Schuhwerk und warmer Kleidung erobert werden.
Nach dieser Erfahrung wissen wir auch, warum das Watt “Watt” heißt: weil wir hindurch gewatet sind. Das Wattenmeer oder auch die “Waddenzee”, wie die Niederländer sagen, lässt sich nämlich “watend begehen”.
Maritimes Urlaubshighlight
Geführte Wattwanderungen werden in Kampen, Keitum, Morsum, Rantum und Hörnum von den Fremdenverkehrsvereinen und der “Schutzstation Wattenmeer” sowie vom “Erlebniszentrum Naturgewalten” in List angeboten. Auch Hunde sind bei den meisten Watt-Touren willkommen. In küstennahen Bereichen wie z.B. am Oststrand vor List, in Höhe des Strandbistros “L.A.” kann man sich bei Ebbe auch unbesorgt allein im Watt aufhalten.
Besondere Wattwandertouren
Einmal quer durchs Watt und zurück: wer auf ganz große Watt-Tour gehen möchte, dem sei das Inselhopping empfohlen: von Hörnum, im Süden der Insel geht es mit dem Schiff zur Nachbarinsel Amrum oder Föhr. Von dort wandert man über das Watt zur anderen Insel und fährt mit dem Schiff wieder zurück nach Sylt.
Die Austernwanderung vor List hat sich, wie der Name verrät, auf eine informative Wattwanderung rund um die Austernzüchtung der “Sylter Royal” spezialisiert. Die pazifische Felsenauster, die vor List gezüchtet wird, kann nach der Führung stilecht in “Dittmeyer’s Austern Compagnie” in List verzehrt werden.
Auf www.sylt.de bietet die Sylt Marketing Gesellschaft einen guten Überblick über das vielfältige Angebot an Wattwanderungen auf der Insel, begleitet von verschiedenen Guides: https://www.sylt.de/entdecken/natur/wattenmeer
Watt will man mehr!