„Dort hinten fehlt noch ein Schild“, ruft Charlie Esser und zeigt auf einen der frisch eingeschlagenen Holzpfähle am Kampener Nordstrand. Sie ist Sylter Naturschutzbotschafterin, und wenn mit den ersten warmen Sonnenstrahlen der Frühling auf der Insel Einzug hält und die Natur erwacht, beginnt für sie und ihr Team aus ehrenamtlichen Naturschützern und Bundesfreiwilligendienstlerinnen und -dienstlern die Arbeit.
Ihre erste Aufgabe, bevor im Frühjahr gefährdete Pflanzen sprießen und seltene Vögel nisten, ist es, die Strandinseln wiederaufzubauen: Geschützte Strandbereiche, in denen Strandregenpfeifer und Co. sicher sind vor unbedachten Schritten von Strandbesuchern. „Je nach Ort sind es unterschiedliche Pflanzen- und Tierarten, denen wir durch die Umzäunung Freiraum zum Gedeihen verschaffen wollen“, erklärt Charlie Esser. Neben dem seltenen Klippenkohl und der Stranddistel sind es auch der Meersenf und die Strand-Platterbse, die von den Strandinseln profitieren.
Am Lister Ellenbogen, vor dem Roten Kliff in Kampen und Wenningstedt und in Hörnum wurden 2021 die ersten Strandinseln errichtet. Die Festlegung der Flächen erfolgte gemeinsam durch die Gemeinden und Naturschutzbeauftragten, welche anschließend die Betreuung der Flächen übernahmen. „Im Jahr darauf konnten wir bereits einen Anstieg in der Artenzahl und Individuenzahl der Strandpflanzen beobachten“, freut sich die Naturschutzbotschafterin. Ein besonderer Erfolg: „Die vom Aussterben bedrohte gelappte Melde konnte nachgewiesen werden – zum allerersten Mal auf Sylt.“
Dass nun beliebte Badestrände abgesperrt werden und dem Naturschutz zum Opfer fallen, muss dabei keiner befürchten: Die zehn Meter langen und 300 Meter breiten Schutzzonen liegen in Strandbereichen abseits viel begangener Strandübergänge nahe dem Dünenfuß. Wer sich dennoch dorthin verirrt und beim Spaziergang eine der Strandinseln entdeckt, findet an ihren Pfählen eine Beschreibung der Tier- und Pflanzenarten, die an dem jeweiligen Strandabschnitt zu finden sind.
Zu den gefiederten Schützlingen gehört dabei insbesondere der Strandregenpfeifer, der durch seine markante Erscheinung und sein Verhalten beeindruckt. Sein charakteristisches Merkmal ist der schwarze Brustgürtel, der ihm ein unverwechselbares Aussehen verleiht. Sein Nest baut er direkt am Strand in einer Sandmulde. „Er ist ein guter Schauspieler“, verrät Charlie Esser. „Kommt man seinem Gelege zu nahe, mimt er oft den verletzten Vogel. So will er Fressfeinde von seinem Nachwuchs ablenken.“ In List und Hörnum werden die Strandinseln sogar durch Elektrozäune gesichert: Dort leben Zwergseeschwalben, die auf diese Weise vor Füchsen geschützt werden sollen.
Wenn ihr Naturschutzbotschafterin Charlie Esser und ihre Arbeit weiter verfolgen wollt, dann folgt gern ihrem Instagram-Account @naturschutzbotschaft_sylt