„Ich habe mich dann aber doch dagegen entschieden, da ich mir nicht nachsagen lassen wollte, dass ich kein Stehvermögen habe.“ Denn das haben Wussow und sein Team in den letzten zwei Jahren eindeutig bewiesen. Nachdem die komplette Saison 2020 abgesagt werden musste, gab es im vergangenen Jahr ein Gastspiel im Westerländer Congress Centrum und erst in diesem Jahr die Rückkehr nach Rantum. Hätte man ihn im Jahr 2019 gefragt, was ein Jahr ohne Meerkabarett bedeuten würde, wäre er damals sicher gewesen, dass es das Ende gewesen wäre.
Die Zukunft ist ungewiss
Nur durch das Engagement und die Treue der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Wussow alle namentlich nannte, sei es möglich gewesen, das Meerkabarett auch in seiner 28. Saison wieder aufleben zu lassen – und durch finanzielle Unterstützung von Sylter Sponsoren und des Rettungsprogramms Neustart Kultur der Bundesregierung.
Wussow deutete zwar an, wie der Spielort in Rantum für die nächsten Jahre umgebaut werden soll – jetzt, wo das Mineralwasser nicht mehr produziert und die Abfüllhalle als solche nicht mehr gebraucht werde – aber dennoch war dieser Blick in die Zukunft ein eher ungewisser und die 29. Spielzeit bei weitem noch nicht sicher. “Hoffen Sie mit uns und lassen Sie sich überraschen”, appellierte Wussow.
Piet Klocke führte durch die Gala
Wenig überraschend, weil im Programm angekündigt und zum Opening jahrelange Tradition, übernahm anschließend Piet Klocke das Kommando auf der Bühne und präsentierte in der Gala “Appetithäppchen” der diesjährigen Spielzeit. Die Ankündigung: “Wir wollen das aktuelle Chaos draußen lassen” setzten die Künstlerinnen und Künstler an diesem Abend durchweg um, denn sie unterhielten das Publikum mit Musik und Stand-Up-Comedy.
Den Auftakt machten die Zucchini Sistaz mit ihrer Interpretation von Big-Band-Klassikern wie “Sing, sing, sing”. Das nach eigenen Angaben “schönste Gemüse auf sechs Beinen” begeisterte mit dreistimmigem Gesang und virtuosem Einsatz von Kontrabass, Gitarre und verschiedenen Blechblasinstrumenten wie Trompete oder Posaune. Der berechtigte Applaus sei nach ihren Worten eine Wohltat für die “geschundene Künstlerseele”. In dem Geräusch wolle man baden, schließlich sei man aufgrund der letzten zwei Jahre “chronisch unterklatscht”.
Elke Winter wundert sich über die Jugend
Die “Helene Fischer der Travestie” hatte mit Elke Winter anschließend ihren Auftritt. Die bekennende Arte- und ZDF Info-Zuschauerin brachte mit “Sweet Caroline” das Publikum zum Mitsingen und wunderte sich über die Jugendsprache, die sie auf RTL 2 oder im Bus zu hören bekomme. Mit dem Ausdruck “chill mal deine Nuggets” könne sie jedenfalls bis heute nichts anfangen.
“Ich bin so happy eine Abfüllhalle zu sehen”, freute sich danach Gayle Tufts. Das hing aber nicht nur mit der Pandemie zusammen, sondern mit der “crazy, fucking Welt” in der man zurzeit lebe. “Ich fühle mich wie ein unfreiwilliger Statist in einem Roland-Emmerich-Blockbuster.” Die Entertainerin lebt seit mittlerweile 31 Jahren in Deutschland und feierte während der Zwangspause einen runden Geburtstag. Mit Blick auf die deutsche TV-Werbung für ihre Zielgruppe erklärte sie: “I’m not ready for the Treppenlift” und bewies dies mit ihrer anschließenden Tanz- und Gesangseinlage.
Stefan Gwildis brachte den Groove
Während die Zuchini Sistaz noch mit einem echten Kontrabass auf der Bühne standen, brauchte Sänger Stefan Gwildis zu Beginn seines Auftrittes nur die eigene Stimme, um das Instrument zu imitieren und seiner deutschen Coverversion von “Ain’t no sunshine” den besonderen Groove zu verleihen. Bei den restlichen Stücken begleitete ihn Tobi Neumann am Klavier und teilweise auch das Publikum, um den Abend gemeinsam in “friesischer Brandungsstimmung” ausklingen zu lassen.
Neben der Sylt-Quelle in Rantum ist das Meerkabarett in diesem Jahr auch wieder im Keitumer Friesensaal zu Gast. Karten gibt es unter www.meerkabarett.de und telefonisch unter 04651-4711.