Es ist für Akteure wie Publikum eine einmalige Kulisse – die Open-Air-Bühne auf der Wiesenfläche vor dem romantischen Benen-Diken-Hof in Keitum. Einen einmaligen Abend bescherte das Verdensballett denn auch in diesem Jahr allen Anwesenden mit einem über zweistündigen Programm, in dem sich Stars der Ballett-Szene und exzellente Musiker mit Darbietungen auf Weltklasseniveau abwechselten.
Erwartungen übertroffen
Nachdem dieses kulturelle Highlight coronabedingt in den vergangenen zwei Jahren nicht stattfinden konnte, übertrafen die Zuschauerzahlen und Besonderheiten der Veranstaltung in diesem Juli alle Erwartungen. Der Tenor und Verdensballett-Gründers Jens-Christian Wandt aus Dänemark selbst eröffnete mit einem fulminanten Solo die Veranstaltung, bevor die britische Tänzerin Anna Rose O´Sullivan als Dornröschen zusammen mit Xander Parish in einem berauschenden Pas de deux über die Bühne schwebte.
Künstler aus ganz Europa
In den folgenden Stunden machte das Verdensballett seinem Namen – in der Übersetzung „Weltballett“ – alle Ehre, gab sich doch die Weltelite des klassischen und modernen Tanzes auf der Bühne ein Stelldichein: Vom königlichen Ballett in Kopenhagen etwa waren die dänischen Talente Alban Lendorf und Astrid Elbo zu sehen, das Royal Ballett of London repräsentierten Yasmin Naghdi und Anna Rose O´Sullivan, vom Staatsballett Berlin war der deutsche Kammertänzer Marian Walter nach Keitum gekommen. Für die musikalische Begleitung der Tänzerinnen und Tänzer hatte man die Opernsängerin Andrea Pellegrini, den Pianisten Alexander McKenzie und den Violinisten Niklas Walentin gewinnen können.
Beinahe ohne russische Beteiligung musste die Veranstaltung dieses Mal aufgrund des Ukraine-Krieges auskommen; nur Xander Parish, der dem staatlichen Marrinsky-Ballett und Russland den Rücken gekehrt hatte, stand ebenso auf der Bühne wie die aus der Ukraine stammende Primaballerina des Berliner Staatsballets, Iana Salenko.
Zurück auf der Bühne
Mit besonderem Beifall wurde Steve McRae, der seit 2014 als künstlerischer Leiter des Verdensballett verantwortlich zeichnet, bedacht: Er tanzte mit seiner vielgerühmten Gewandtheit ein herausragendes Solo, obwohl ihn ein Riss der Achillessehne und etliche Operationen über drei Jahre hinweg von der Bühne verbannt hatten.
Wie ein Sommernachtstraum
Hatte ein Regenschauer am früheren Abend noch die Abergläubigen unter den Gästen beruhigt – dies garantiere wohl vor Beginn der Aufführung gutes Wetter für den weiteren Tourverlauf – , so blieb es anschließend trocken und ein echter Sommernachtstraum konnte Wirklichkeit werden: Sechs Tänzerinnen und Tänzer des Hamburger Balletts erweckten die klassische Komödie von Shakespeare in ihrer Choreografie von Ballettdirektor John Neumeier zum Leben und verzauberten damit das Publikum im zweiten Teil der Aufführung restlos.
Auf seinen folgenden Stationen der Veranstaltungsreise, die nach dem gelungenen Gastspiel im Benen-Diken-Hof weiter durch Dänemark und Schweden führt, sollte dem Ensemble des Verdensballetts also das Wetter und auf jeden Fall das Publikum sehr gewogen sein.