Wer sich oft in der freien Natur bewegt, hat längst mitbekommen, dass einige Vogelarten schon vor Wochen die Brutsaison eingeläutet haben. Von der Nistplatzsuche bis zu dem Zeitpunkt, zu dem der Nachwuchs flügge wird, ist das für sie ein aufreibendes Geschäft. “Neben der Witterung, dem Nahrungsangebot und natürlichen Feinden”, so erklärt die Nationalparkverwaltung, “sind auch Störungen durch menschliche Aktivitäten ein wesentlicher Faktor, der den Bruterfolg beeinflussen kann.”
Deshalb bekommen Wildvögel Rechtsbeistand durch Gesetze und Verordnungen des Bundes und des Landes. Auf Sylt müssen Hunde nicht nur im Nationalpark, sondern auch auf den Deichen und Vorländern immer an die Leine. Das Wattenmeer ist nicht nur ein wichtiges Brutgebiet, sondern ganzjährig Rastplatz, Winterquartier und Mausergebiet für viele geschützte Vogelarten. Auch junge oder verletzte Robben, die am Strand liegen, müssen vor neugierigen Hunden geschützt werden. Dies ist auch im Sinne der Vierbeiner, denn durch Kontakt oder auch durch Bisse wehrhafter Robben können Krankheitserreger übertragen werden, von Bakterien bis hin zur Vogelgrippe, die auch in Meeressäugern nachgewiesen wurde.
„Schutzgebiete sind kein Hundespielplatz“, sagt Michael Kruse, Leiter des Nationalparks Schleswig-Holstein. „Natürlich müssen sich Hunde irgendwo austoben können, aber nicht gerade dort, wo es um das Leben bedrohter Wildtiere geht.“ Dabei spielt es keine Rolle, ob ein Hund tatsächlich den Vögeln hinterherjagt oder ob er nur schnuppernd umherläuft. Schon die Anwesenheit des potenziell für sie gefährlichen Vierbeiners setzt die Vögel unter Stress. Im Zweifelsfall verlassen sie das Gelege oder die Küken, unterbrechen das Hudern und Füttern, und bis die Eltern zurückkehren, haben Fressfeinde leichtes Spiel.
Auch für Rastvögel, die im Wattenmeer ungestört Energie tanken müssen, ist jede Störung, jedes Aufscheuchen eine Belastung. „Im Leben eines Zugvogels entscheidet jeder einzelne Tag darüber, ob er vital genug ist, seine langen Reisen zu schaffen und erfolgreich zu brüten“, erklärt Peter Südbeck, Leiter des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer.