Wann wurden Sie Pastorin in Morsum und wie kam es dazu?
Am 1. März 2018. Von unserem vorherigen Wohn- und Arbeitsort Lübeck aus hatte ich mich auf die damals frei gewordene Pfarrstelle beworben und wurde mit Zustimmung des Kirchengemeinderats von Bischof Magaard zur Nachfolgerin von Pastor Ekkehard Schulz ernannt.
Sie werden die Insel ja nun leider wieder verlassen… Wann und warum?
Für unseren Umzug zurück aufs Festland ist der 23. September 2021 geplant. Mein Nachfolger, Pastor Ingo Pohl, wird seinen Dienst in Morsum dann offiziell am 1. Oktober beginnen. Ende 2020 hatte ich einen schweren Zusammenbruch erlitten, habe mit den Folgen noch immer zu tun und verlasse Morsum jetzt aus gesundheitlichen Gründen.
Gehen Sie denn mit einer Träne im Knopfloch?
Mit mindestens einer. Die Entscheidung, zu gehen, ist meinem Mann und mir nicht leichtgefallen und wir haben uns viel Zeit genommen für diese Entscheidung. Für uns ist sie richtig, obwohl sie schmerzt, weil wir eigentlich gekommen waren, um zu bleiben. Und wir lassen im Dorf Menschen zurück, die wir gern haben und die uns gern haben.
Wie haben Sie Ihre Amtszeit in Morsum empfunden?
Auch wenn die Dinge sich leider anders entwickelt haben als erhofft, waren es dreieinhalb kostbare Jahre, eine Zeit, die ich nicht missen möchte. Mein Mann und ich sind in der Dorfgemeinschaft mit offenen Armen willkommen geheißen worden. Das war und ist großartig. Ich bin dankbar, dass ich Menschen begleiten durfte, die hier leben, und teilhaben durfte an ihren Leben, wenn es heiter war, froh und lustig, aber auch in traurigen und schmerzlichen Momenten.
Gab es berufliche Höhepunkte, an die Sie gerne zurückdenken werden?
Da gibt es Vieles. Die Morsumer Reitergottesdienste haben mich dazu gebracht, nach langen Jahren überhaupt wieder mit dem Reiten anzufangen – das tut gut und die Gottesdienste sind etwas ganz Besonderes. Viel Freude haben mir Vorbereitung und Aufführung der Krippenspiele mit den Konfirmandinnen und Konfirmanden gemacht. Die sommerlichen Orgelvesper-Reihen zusammen mit den Musikerinnen unserer Gemeinde und Organist Jürgen Borstelmann waren auch stets ein Highlight im Jahr. Und auch der wunderbare Gottesdienst zum Erntedanktag 2020 mit neuer Erntekrone und großem Trecker-Umzug durchs Dorf bleiben mir – und ich denke, auch vielen anderen – unvergessen.
Die Corona-Zeit war auch für die Kirchen keine leichte. Wie habt ihr das in Morsum gemeistert?
Hier auf Sylt haben wir das Glück, einen eigenen Fernseh-Sender und eine Filmproduktionsfirma zu haben. Mit Sylt1 TV und Studio Sylt konnten wir zahlreiche Fernseh-Gottesdienste aus unserer Kirche produzieren, die im Dorf auf sehr gute Resonanz gestoßen sind. In der Zeit, als keine Präsenz-Gottesdienste möglich waren, haben wir zudem jeden Sonntagabend mit dem Läuten unserer Glocke dazu ermuntert, aneinander zu denken, füreinander zu beten, miteinander verbunden zu bleiben. Auf unserer Homepage gab es fast ein Jahr lang eine Rubrik mit geistlichen Impulsen zur jeweiligen biblischen Tageslosung. Und ich bin einfach viel durchs Dorf geradelt für manchen Klönschnack mit gebotener Distanz übern Gartenzaun.
Wie haben Sie das Dorf und seine Umgebung erlebt? Gab es auch ein Lieblingsplätzchen?
Morsum ist, finde ich, das schönste Dorf der Insel –wegen seiner herrlichen Weite und weil hier tatsächlich noch viele Sylterinnen und Sylter leben. Genossen habe ich es, mit dem Fahrrad durch die Felder zwischen Morsum und Keitum zu radeln, um in Keitum Blumen für meine Gemeindebesuche zu besorgen. Und einen besonderen Lieblingsplatz haben mein Mann und ich gemeinsam mit unseren Hunden oben am Morsum-Kliff. Von dort aus übers Watt bis nach Dänemark gucken – zu schön!
Wo zieht es Sie und Ihren Mann jetzt hin und wie sehen die Zukunftspläne aus?
Wir haben das Glück, ein sehr schönes neues Zuhause auf Gut Windeby vor den Toren Eckernfördes gefunden zu haben. Freundliche Menschen mit im Haus und jede Menge Natur um uns herum. Aber auch Stadt in der Nähe, wenn wir’s brauchen und wollen. Viel Neues gibt es dort für uns zu entdecken. Auf dringenden ärztlichen Rat werde ich beruflich eine Weile pausieren, um wieder richtig auf die Füße zu kommen, und mich dann zu gegebener Zeit neu orientieren.
Was werden Sie an Morsum vermutlich am meisten vermissen?
Dieses so unkomplizierte rasch mal hier oder dort Vorbeischauen, weil die Wege nicht weit sind. Und natürlich die Morsumer Kirche als einen besonderen Kraftort.
Werden Kontakte zu Morsumern bestehen bleiben und wird man Sie und Ihren Mann zumindest als Urlauber in Morsum wiedersehen?
Das hoffen wir sehr und fest vorgenommen haben wir uns das bereits mit einigen Freundinnen, Freunden und Bekannten. Ein großer Wunsch: dass im kommenden Jahr die Ringreit-Saison wieder stattfinden kann –da werden wir mit Freude das ein oder andere Wochenende einplanen.