Es war nicht nur eine Premiere, es war auch die Vorstellung einer absoluten Rarität: Als die „Gret Palucca“ aus der Flotte der Adler-Schiffe zum ersten Whisky-Tasting auf hoher See auslief, erklärten die Vertreter der Bayerischen Destillerie Lantenhammer, warum sie ein Dutzend Whisky-Fässer auf dem Unterdeck des historischen Kutters eingelagert hatten. Bayerischer Whisky auf einem nordfriesischen Schiff – die wissenswerte Geschichte dahinter und den besonderen Geschmack des Fassinhaltes erfuhren die zehn Teilnehmer der ersten Fahrt in unterhaltsamen zwei Stunden von zwei wirklichen Spirituosen-Kennern.
Mit einem Begrüßungscocktail wurden die Gäste vom Destillerie-Geschäftsführer Tobias Maier auf das Tasting an Bord eingestimmt, bevor er das Wort seinem Whisky-Ambassador Helmut Knöpfler übergab. „Ich komme gern ins Reden – bis nach England könnte ich die Fahrtdauer leicht füllen“, scherzte Knöpfler. „Aber wir haben ja nur 120 Minuten, deshalb sollten wir beim Trinken Gas geben.“ Keineswegs langatmig, sondern sehr kurzweilig gestaltete sich denn auch die Tour mit einer sehr gut gelaunten Gruppe, der „von Anfang an alles gut schmeckte“, so das Feedback.
Whisky mit Sylter Zutaten
Den Anfang bei der Verkostung machte ein sogenannter „New Spirit“ oder auch „Baby Whisky, der den Whisky-Liebhabern noch klar und ohne Fassreife eine interessante geschmackliche Abwechslung bot. Mit deutlich mehr „Fassaroma“ und goldener Farbe kam der „SILD Tripple Cask“ ins Glas: Ein Whisky, der besonders dem Gaumen von Liebhabern trockener Rotweine schmeichelt, da er mindestens fünf Jahre lang in drei verschiedenen Weinfässern gereift ist. Original Sylter Torf wurde zur Veredelung des „SILD Jöl en Reek“ eingesetzt – die dezente Note von Feuer und Rauch war trotz windiger Seeluft schon im Duft wahrzunehmen.
Reifung durch Wellengang
Der Abstecher ins Unterdeck des Kutters lüftete dann das Geheimnis der gelagerten Fässer: Durch die Schiffsbewegungen wird der Whisky stetig im Fass geschwenkt und nimmt dessen Aromen eher auf. Hinzu kommt ein Hauch salzige Seeluft, so dass der Whisky deutlich schneller eine einzigartige Reife erlangt. Außerdem plauderte Tobias Maier über den Werdegang der Kooperation mit der Adler Reederei, der zunächst die Zusammenarbeit des Destillerie-Inhabers Anton Stetter mit dem Inhaber der Sylter Weinhandlung Heiliger, Alexander Sievers, vorausgegangen war. Besonderer Whisky sollte mit Sylter Zutaten wie Wasser und Torf in Bayern gebrannt werden. Die Reifung auf einem Schiff setzte nun dem Ganzen die Krone auf.
Viele Hintergrundinfos
Eine Stärkung mit leckeren Canapés sorgte für die nötige „Grundlage“ gegenüber den hochprozentigen Tropfen und ebenso für beste Stimmung in der geselligen Runde. Kapitän Alfred Resch ließ es sich nicht nehmen, seine Gäste auch willkommen zu heißen und auf der „Fahrt bis zum nördlichsten Punkt Deutschlands“ ein paar Worte zur hochseetüchtigen Gret Palucca zu sagen. „Ich hoffe, Sie gehen noch lustiger von Bord als Sie an Bord gekommen sind“, schmunzelte der gestandene Seemann.
Das war zweifellos der Fall, besser informiert sicher ebenso. Worauf sollte bei Whisky noch geachtet werden? Im Gegensatz zu amerikanischem Bourbon Whiskey, der typischerweise mit Eis getrunken wird, um die leicht an Klebstoff erinnernde Geruchsnote einzuschließen, sollte der deutsche Whisky – speziell der aus dem Hause Lantenhammer – unbedingt auf Zimmertemperatur genossen werden, damit sich der besondere Duft entfalten kann. „Unser Whisky ist ja für Genusstrinker gedacht, nicht für Wirkungstrinker“, betonte Tobias Maier augenzwinkernd. „Und bitte verdünnen Sie Whisky mit weniger als 58% nicht mit Wasser.“
Destillerie mit Auszeichnung
Bei weltweit geschätzt 4000 bis 5000 verschiedenen Abfüllungen von Whisky und Flaschenpreisen zwischen 12 Euro und 50.000 Euro kann man als Kunde schon in Entscheidungsnot kommen. Nie falsch liegt der Genussmensch allerdings bei den edlen Tropfen der Destillerie Lantenhammer – ist diese doch in den Jahren 2020 und 2021 vom Internationalen Spirituosenwettbewerb (ISW) als Destillerie des Jahres ausgezeichnet worden.
Nächstes Tasting im September
Das gelungene Whisky-Tasting auf der „Gret Palucca“ wird am 20. September 2022 seine Fortsetzung finden. Tobias Lagmöller aus der Betriebsleitung der Reederei Adler-Schiffe kann sich gut vorstellen, dies zu einem regelmäßigen Angebot werden zu lassen. „Auch als Firmenevent bietet sich das Whisky-Tasting an“, sagte er. Die Lantenhammer-Spirituosen können ebenso auf dem Kutter wie in der Weinhandlung Heiliger erworben werden.