„Wenn es nötig ist, dann arbeiten wir auf Sylt zusammen“, freute sich Kampens Bürgermeisterin Steffi Böhm bei der Eröffnungsrede zur diesjährigen, sechsten Ausgabe des Musikfestivals „Kampen Jazz“. Mit diesen Worten bedankte sie sich beim Insel Sylt Tourismus-Service und allen Helfern, die den spontanen Umzug des Festivals nach Westerland in den Alten Kursaal am Rathausplatz ermöglichten. Der Grund: Die für den Donnerstag und Freitag vorausgesagten Windstärken wären zu viel gewesen für die riesige Festivalbühne. Ein Risiko, das bei einem solchen Megaevent an der Küste unvermeidbar ist, weiß Veranstalter Dariush Mizani: „Die ersten vier Jahre hatten wir Glück, im letzten Jahr hat es uns am zweiten Tag erwischt. In diesem Jahr bin ich den Gemeinden Kampen und Westerland besonders dankbar, dass sie den Umzug möglich gemacht und umgesetzt haben.“
2016 wurde Kampen Jazz ins Leben gerufen
2016 hat Mizani das Festival gemeinsam mit Star-Trompeter Till Brönner ins Leben gerufen, der sich seitdem als Gastgeber und musikalischer Leiter verantwortlich zeigt für die immer wieder faszinierende und spannende Auswahl an Weltstars, die das Festival zu einem „wahren Filetstück in der Szene“ machen, wie Brönner es ausdrückt: Neben den US-Jazz-Größen Curtis Stigers, Dee Dee Bridgewater, Lee Ritenour & Dave Grusin waren es in diesem Jahr der Brasilianer Ivan Lins, Inusa Dawuda aus Ghana, Bouch aus Marokko und der bekannte deutsche DJ Mousse T. mit der britischen Sängerin Emma Lanford, die allesamt Jazz auf Weltklasseniveau auf die Bühne brachten. Begleitet wurde ein Großteil der Künstler von der Big Band der Bundeswehr unter der Leitung von Bandleader Oberstleutnant Timor Oliver Chadik.
Die Interpreten beim Kampen Jazz 2024
Rund 3000 Jazz-Liebhaber verfolgten die insgesamt sieben Konzerte vor Ort und im Livestream. Nach der musikalischen Eröffnung durch Inusa & Bouch mit ihrem Mix aus Reggae, Funk und Soul verzauberte der US-amerikanische Sänger, Songwriter und Saxophonist Curtis Stigers mit seiner Band das Publikum. Wohl jeder kennt seinen größten Hit „I wonder why“ aus dem 1991 erschienenen Debutalbum “Curtis Stigers”. Dennoch schafft es der Musiker jedes Mal aufs Neue, sein Publikum zu überraschen, denn kaum etwas kann die Grenzen zwischen Jazz und Popmusik so charmant verschwimmen lassen wie die Kombination aus Stigers samtiger Stimme und seinem Saxofon. Der Mann aus Boise Idaho zeigte sich beeindruckt von den Zuschauern und der Insel: „Sylt erinnert mich sehr an die Hamptons. Die Insel ist wunderschön und das Publikum war außergewöhnlich aufmerksam. Ich hatte eine wunderbare Zeit.“
Auch Dee Dee Bridgewater war nach ihrem Auftritt begeistert. Die Jazz-Entertainerin aus Memphis in den USA trug, musikalisch unterstützt durch die Big Band der Bundeswehr, den klassischen Swing des Dixieland-Jazz und jede Menge Gesangspower in den Kursaal. Sie sorgte für Lacher, flirtete charmant mit den Zuschauern und den Musikern und nahm das Publikum mit auf eine stimmungsvolle musikalische Reise durch die Epochen des Jazz.
Für Hollywood-Flair sorgten am zweiten Veranstaltungstag zwei wahre Jazz-Legenden: Lee Ritenour und Dave Grusin. Zum ersten Mal in ihrer Karriere verzichtete das Duo auf zusätzliche Musiker und feierte eine Duett-Weltpremiere. Mit ihrem gefühlvollen und ruhigen Spiel auf Klavier und Gitarre sorgten sie für viele bedächtige Momente. Dave Grusin feierte erst kürzlich seinen 90. Geburtstag. Ausgelöst durch das spontane Geburtstagslied des Publikums sorgte Grusin mit seiner eigenen Interpretation von „Happy Birthday“ auf dem Piano für einen echten Gänsehautmoment.
Mit etwas mehr Tempo ging es in den zweiten Teil des Abends. Die Big Band der Bundeswehr tauchte mit dem brasilianischen Sänger, Pianisten und Komponisten Ivan Lins in ein breites musikalisches Spektrum von Samba und Bossa Nova bis hin zur Fusion-Musik ein. Für den basslastigen Abschluss des Festivals sorgte später Mousse T., einer der beliebtesten DJs Deutschlands. Erst zusammen mit der Big Band der Bundeswehr und Till Brönner, später gemeinsam mit Sängerin Emma Lanford, bis Kampen Jazz 2024 in seiner einzigartigen Form weit nach Mitternacht sein Ende fand. Veranstalter Dariush Mizani: „Ich möchte all unseren Partnern herzlich für ihre Unterstützung danken, denn eines ist beim Kampen Jazz fast einmalig auf der ganzen Welt: Der Eintritt ist für alle Gäste kostenlos.“
„Ein besonderer Dank gilt auch der Big Band der Bundeswehr, die erneut ohne Gage gespielt hat“, ergänzt Till Brönner. „Zusammen mit unserer Spenden- und Sammelaktion beim Publikum sind so über 20.000 Euro zusammengekommen, die wir der Organisation ‚Make a wish‘ zur Verfügung stellen werden. Das freut mich wirklich sehr.“ (Titelbild: Marco Michalke)