Mittlerweile steht Fabian Vandrey wieder in seiner gewohnten Umgebung, der Kaffeewerkstatt Braderup, und erklärt in Seminaren, was einen richtig guten Cappuccino ausmacht oder wie man den dazugehörigen Milchschaum zubereitet. Vor wenigen Tagen hat er zwar auch mit Leidenschaft über Kaffee gesprochen und ihn zubereitet, die Umstände waren jedoch gänzlich andere.
Denn zum ersten Mal hat der 28-Jährige am Brewers Cup teilgenommen, der von der Specialty Coffee Association (SCA) in diesem Jahr in Nürnberg ausgerichtet wurde. Die Non-Profit-Organisation repräsentiert Kaffeespezialisten aus der ganzen Welt und verfolgt nach eigenen Angaben das Ziel, „Kaffee besser zu machen.“ Dafür veranstaltet sie verschiedene Meisterschaften. Beim Brewers Cup dreht sich alles um den besten Filterkaffee: Das Getränk hat in den letzten Jahren eine Renaissance erfahren und sich mittlerweile zum Trendgetränk entwickelt – logisch, dass sich Kaffeeexperten aus ganz Deutschland in dessen Zubereitung messen wollen.
Einen fremden Kaffee kochen
Um herauszufinden, wer am Ende den besten Filterkaffee zaubert, musste ein zweistufiger Wettbewerb durchlaufen werden. Los ging es mit dem sogenannten Compulsory Service, der sich durch gleiche Bedingungen für alle Teilnehmer auszeichnet. Der gleiche – für alle fremde – Kaffee, das gleiche Wasser und die gleiche Mühle mussten eingesetzt werden, um innerhalb einer halben Stunde den vermeintlich besten Kaffee zuzubereiten. Die Ergebnisse wurden anschließend blind von der Jury verkostet und beurteilt.
Die besten sechs der insgesamt zwölf Teilnehmer qualifizierten sich dann für das Finale am nächsten Tag. Und Vandrey schaffte es gleich bei seiner Premiere in den erlauchten Kreis. „Ohne den Ablauf und das Setting zu kennen, aus dem Stand direkt ins Finale zu kommen, ist sicherlich ein großer Erfolg“, freut Vandrey sich über das Ergebnis.
Auch die Präsentation ist wichtig
Am zweiten Tag ging es dann mit dem sogenannten Open Service weiter. Hier konnten die Baristi den Kaffee, das Wasser und alle weiteren Utensilien selbst wählen und hatten als weitere Aufgabe, ihr Getränk als Gastgeber möglichst gut zu präsentieren.
Um die Jury aus absoluten Kaffee-Experten von seinen Fähigkeiten und seiner Präsentation zu überzeugen, war es für den gelernten Restaurantfachmann naheliegend, Sylt in seinen Auftritt einzubinden und so versuchte er, die schöne Erinnerung an einen Sommertag am Meer über den Kaffeegenuss zu transportieren.
Nicht der letzte Wettbewerb
Was bei der Jury also dazu führen sollte, sich zu entspannen und in Erinnerungen zu schwelgen, sorgte beim Barista für Aufregung und trieb seinen Puls in die Höhe. So zahlte der Neuling hier ein wenig Lehrgeld: Gleich zu Beginn hatte er vergessen, das Wasser zum Kochen zu bringen, und auch sein Vortrag lief nicht ganz glatt: „Ich war so aufgeregt, dass ich vergessen habe, über die Säure und den Körper des Kaffees zu erzählen“, erklärt er im Nachhinein. Informationen, die unbedingt dazu gehören, wenn man den Geschmack umfassend beschreiben möchte.
Am Ende reichte es so für Platz fünf. Die Freude über das Erreichte ist bei Vandrey aber deutlich größer als der Ärger über den einen oder anderen kleinen Fehler. Er ist sich sicher, dass dies nicht der letzte Wettbewerb war, an dem er teilgenommen hat. Schließlich ging es für ihn nicht nur um das Kaffeekochen, sondern auch darum, sich mit anderen Baristi auszutauschen und zu netzwerken. Von den so gesammelten Informationen werden jetzt auch die Seminarteilnehmer auf Sylt profitieren können.
Fotos: privat