Frische Brötchen konnten die Kunden am Morgen des 8. September zwar wie gewohnt kaufen, aber in vielen norddeutschen Bäckereien nur im schwachen Dämmerlicht.
„Heute das Licht und morgen der Ofen?“ lautete die anklagende Frage der Aktion „Uns geht das Licht aus“, mit der die Innungsbäcker verdeutlichten, wie sehr ihnen die drastisch steigenden Energiekosten zu schaffen machen. In Kombination mit aktuell bis zu 80 Prozent erhöhten Materialkosten und der Anhebung des Mindestlohns sehen viele mittelständische Betriebe des Bäckerhandwerks ein drohendes Schicksal vor sich: Der Ofen könnte bald kalt bleiben.
Auch Sylter Bäcker besorgt
An der Aktion beteiligten sich auch zahlreiche Sylter Bäckereien, um Kunden und vor allem die Politik für diese Problematik zu sensibilisieren. Thomas Raffelhüschen, Geschäftsführer der Bäckerei Raffelhüschen, hoffte, die Politiker würden damit wachgerüttelt, da es für seinen Handwerkszweig keine konkreten Hilfen gebe. Und ein Umlegen der gesteigerten Kosten auf die Kundschaft sei keine wirkliche Option. „Beim täglichen Brötchen gibt es natürlich eine höhere Preisempfindlichkeit als etwa bei der Rechnung eines Handwerkers, der nur einmal benötigt wird“, sagte er.
Unsichere Zukunft
Besonderen Anstoß hat auch Raffelhüschen an der recht lapidaren Äußerung von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck genommen, der riet, die Bäckereien müssten eben kleinere Brötchen backen oder gar keine mehr. Nur weil man nichts verkaufe, sei man noch insolvent.
Wie sieht allerdings die nächste Zukunft für die Bäcker aus? „Die Preise der Materialien steigen stetig an, aber da wird die Lage in der Presse manchmal sogar etwas hochgespielt. Zurzeit stellt uns die Verfügbarkeit häufig vor ein noch größeres Problem. Gerade zum Herbst hin wird es spannend, was alles auf uns zukommt – ob eine starke Preissteigerung oder Lücken in den Regalen“, so Thomas Raffelhüschen.
Rettungsschirm gefordert
In einem offiziellen Forderungspapier klagt der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks den Umstand an, dass die Betriebe nicht vom Energie-Kosten-Dämpfungs-Programm (EKDP) berücksichtigt werden und es somit keine entsprechenden Entlastungen gebe.
Ein finanzieller Rettungsschirm für das Bäckerhandwerk müsse – insbesondere in Härtefällen – eingerichtet werden. Als eine weitere Option wird außerdem die Senkung der Energiekosten durch verlängerte Laufzeiten von Atomkraftwerken genannt.
Ob die Dunkelheit in den Bäckereien Schleswig-Holsteins, Niedersachsens, Mecklenburg-Vorpommerns, Hamburgs und Bremens deren akute Sorgen bei der Politik ins rechte Licht gerückt hat, wird sich zeigen.