Dr. Horst Günther Hisam war ein Visionär. Da war zwischen List und der zwei Kilometer entfernten Siedlung “Sonnenland” doch noch so viel Platz, da lag vor der Ostküste so viel Wattenmeer nutzlos brach. Welcher Gedanke also war naheliegender, als den bestehenden zwölf Sylter Ortschaften noch eine weitere hinzuzufügen? So begann der rührige Bauunternehmer Hisam zu planen. Die nötige Ortskenntnis besaß er ja: 1970 war er – pikanterweise – in List zum Bürgermeister gewählt worden. Und nun wollte er dem Norden der Insel ein neues Gesicht geben. Das Kind bekam schon vor der Geburt einen Namen: “Hunningen-Sand”.
Im Wattenmeer, so ist es Dr. Hisams Wille, soll ein Urlaubsdomizil für 5000 Menschen entstehen, mit Hotels, Pensionen, Hunderten von Appartements und einem schicken Hafen für Wassersportler. Auf Pfählen gegründet, so die Vision, wird eine Tourismus-Hochburg im aufgespültem Vorland der Blidselbucht ähnlich dem Westerländer Kurzentrum in die Höhe wachsen. Mit einer vierspurigen Straße nach Westerland und einer Seilbahn zum Weststrand. Damit es die Gäste auch recht bequem haben.
Doch wie es mit hochfliegenden Plänen manchmal so geht: Das Ganze kam dann doch noch zu Fall – nicht zuletzt durch die massiven Proteste engagierter Bürger. Und damit zerschlug sich auch ein anderer Plan des agilen Bauunternehmers Hisam: Die Bebauung der Dünenlandschaft entlang der Straße zwischen List und der Siedlung “Sonnenland”. So hat sich Sylt Anfang der 70er Jahre gerade noch rechtzeitig ein Stück heile Insel bewahrt.