„Das kann ja heute vielleicht ein ganz erfreulicher Tag werden“, stellte Dr. Roland Klockenhoff schon vor der namentlichen Abstimmung an diesem Abend fest. Dass diese Vermutung nicht ganz unbegründet war, zeigten die bis dahin abgegeben Wortmeldungen, die alle ganz klar in eine Richtung gingen: Das Beherbergungskonzept muss kommen!
Wirtschaftsunternehmen oder Heimat
Nikolas Häckel erinnerte im vollbesetzten Concress Centrum zu Beginn daran, dass das Konzept nur ein Baustein in der Ortsentwicklung und der Bauleitplanung sei und man sich die Frage stellen müsse, wie man die Insel wahrnehme. Als reines Wirtschaftsunternehmen, in das die Sylter investieren, um viel herauszuholen oder als „unsere Heimat“, die man nur lebenswert gestalten könne im Einklang mit den eigenen Dienstleistungen und der Sylter Lebenswelt.
Bereits im Mai dieses Jahres hatte Uwe Mantik von der Cima Beratung + Management GmbH das von der Gemeinde in Auftrag gegebene Gutachten persönlich im Bauausschuss präsentiert. Diesmal war er per Video zugeschaltet, hatte aber die meiste Zeit mit einer schlechten Internetverbindung zu kämpfen. Was an diesem Abend jedoch nicht ins Gewicht fiel, da neben den Politikern, den Mitarbeitern aus der Verwaltung und den zahlreichen Zuhörern noch ein weiterer wichtiger Gast uneingeschränkt der Analyse und den Schlussfolgerungen der Cima folgte – Burkhard Jansen vom Kreis Nordfriesland.
25 Prozent der Ferienwohnungen nicht genehmigt
Der Leiter des Fachbereiches Kreisentwicklung, Bauen, Umwelt und Kultur erklärte, dass die aktuelle Situation auf der Insel „nicht verwunderlich sei“, da der Tourismus auf Sylt – anders etwa als an der Ostsee – über die private Vermietung von Wohnungen entstanden sei. Auf Grundlage der von der Cima erhobenen Daten schätzte er den Anteil an Ferienwohnungen, die ohne Genehmigung in der Gemeinde betrieben werden, auf mindestens 25 Prozent.
Aufgabe des Kreises sei es jetzt aber nicht „alles Illegale zu beseitigen“, so Jansen. Eine verbindliche Rechtsprechung, wonach Ferienwohnungen in einem Wohngebiet nicht mehr erlaubt sind, gibt es erst seit dem Jahr 2017 und kann nicht rückwirkend angewendet werden. Daher gehe es jetzt darum, bisher nicht genehmigte Wohnungen zu legalisieren.
Es geht auch um die Zweitwohnungen
Für Jansen ist das Beherbergungskonzept eine „vernünftige Grundlage für ein städtebauliches Entwicklungskonzept, das nicht dazu führt, dass irgendjemand in seinen Rechten beschnitten wird.“ Erst als Teil der Bauleitplanung entfalte es seine Wirkung. Hier werden dann öffentliche und private Belange abgewogen, wobei das städtebauliche Entwicklungskonzept durchaus Gewicht habe.
Jansen machte aber auch deutlich, dass es für die Gemeinde nicht nur um die Ferienwohnungen gehe, auch wenn diese im Gutachten der Cima überwiegend behandelt werden. Die Neben- oder Zweitwohnungen seien ebenso eine städtebauliche Herausforderung. „Wir sehen uns als Kreis hier in der Pflicht, mit mehr Manpower ins Bauordnungsrecht reinzugehen“, so Jansen. Daher werde seine Abteilung bis Anfang nächsten Jahres um zwei Stellen ergänzt. Bisher waren 4,5 Stellen für diese Aufgabe eingeplant.
Trotz der Aufstockung erklärte Jansen, dass die Umsetzung des Konzeptes kein „Prozess für ein Wochenende“ sei, sondern einen langen Atem verlange. Das machte auch Frederik Lemke von der Ortsentwicklung deutlich. Flächendeckend müssten alle Pläne angefasst werden, was aufgrund der vorhandenen Kapazitäten nur schrittweise möglich sei.
Im Oktober soll die Gemeindevertretung entscheiden
Am 20. Oktober soll die Gemeindevertretung das Beherbergungskonzept final verabschieden. Bis dahin entwickelt die Verwaltung eine Umsetzungsstrategie, die folgende Punkte umfassen soll: Eine Priorisierung, in welcher Reihenfolge die Bebauungspläne bearbeitet werden sollen. Gutachten, die der Rechtssicherheit dienen. Ein Monitoring, um die Arbeit der Verwaltung zu dokumentieren sowie ein Prüfraster, nachdem die Bebauungspläne kontrolliert werden.
Auch wenn alle Anwesenden sich darin einig waren, dass das einstimmige Votum für das Beherbergungskonzept ein erster wichtiger Schritt war, um das Verhältnis von Ferienwohnungen und Dauerwohnraum wieder auf ein gesundes Maß zu schrumpfen, brachte es Uwe Mantik mit dem Satz auf den Punkt: „Mit dem Beherbergungskonzept fängt die Arbeit erst an.“