Auf dieser Bühne aufzutreten, das kann hin und wieder sogar den Beginn einer professionellen Musikkarriere bedeuten. Was ein Auftritt auf der Bühne des Henner-Krogh-Förderpreises ganz sicher mit sich bringt und vermittelt, ist: die Leidenschaft für Musik. So auch bei seiner 32. Auflage, die nach eineinhalb Jahren coronabedingter Pause am vergangenen Wochenende im Congress Centrum Sylt endlich wieder die besten Sylter Nachwuchsmusiker auszeichnete. Entsprechend groß war die Vorfreude der teilnehmenden Acts und der Zuschauer.
Coaching statt Kohle
Auch der Vorsitzende des Henner-Krogh-Kuratoriums, Uwe Tiedjen, ließ in seiner Begrüßungsrede diese Freude gern anklingen: „Corona hieß ja: treffen verboten. Die Musiker durften sich nicht zusammenfinden und proben, es ist eine Lücke entstanden. Aber nun können wir heute Abend endlich wieder die noch aktiven jungen Musiker fördern.“ Dabei habe es im Verständnis der Förderung eine Trendwende gegeben. „Coaching statt Kohle“ sei die Idee, denn „Geld ist zwar die Basis, aber die jungen Leute brauchen vor allem konkrete Unterstützung“, betonte Tiedjen. Mit einem Dank an alle an der Veranstaltung Beteiligten wünschte er den Anwesenden einen wunderschönen Abend. „Ich hoffe, der Funke springt von der Bühne über.“
Netzwerken und sich zeigen
Das Programm aus musikalischen Beiträgen und Interviews eröffnete Jurymitglied Alina Paulsen alias BLVSH am Flügel mit der Ballade „Brooklyn“ von Glockenbach feat. Clockclock, an der sie als Songwriterin mitgewirkt hat. Außerdem entlockte Förderpreis-Organisator und Moderator Ron Glauth Alina, die mittlerweile international unterwegs ist, ein paar Tipps für die Newcomer: „Bleibt nicht im Zimmer, sprecht Leute an und vernetzt Euch. Zeigt einfach allen, dass ihr Bock auf Musik habt“, riet Alina.
Zuerst Rap und Deutsch-Pop
Damit war die Bühne „warmgespielt“ für das aus vier Acts bestehende Teilnehmerfeld und Sünje Goldbaum, als Moderatorin feste Größe des Förderpreises, kündigte in gewohnt lockerer Manier ihre Auftritte an. Den Anfang machte Patrick Jerkovic-Fels alias PJ mit drei selbstkomponierten Deutsch-Rap-Songs. Seine textsichere und überlegt choreographierte Präsentation sowie selbstsichere Ansprache des Publikums honorierten die Zuschauer mit bereitwilligem Mitklatschen.
Viel zu hören und zu sehen war anschließend bei „Tommy & The Young Earth“: Tom Schwichtenberg sang und spielte mit Claudius Günsch, Johannes Koopmann, Ramon Clarenbach, Enis Yildiz und Robin Schmid zwei Deutsch-Pop-Eigenkompositionen. Optisch interpretiert wurden seine sehr persönlichen Texte von den Tänzerinnen Mara Voelmy und Kaya Ipsen im Zuschauerraum. Der freundschaftlichen Harmonie der Band trug Tom mit der netten Geste Rechnung, alle Mitglieder nach der Performance noch einzeln vorzustellen.
Erfolgreiche Ehemalige
Zum Auftakt des zweiten Teils bat Ron Glauth den Musiker Poul Jacobsen zum Interview, der nach zweimaliger Henner-Krogh-Förderpreis- und längerer Banderfahrung von seinen Schritten in eine professionelle Solo-Karriere berichten konnte. Ein weiteres Beispiel für Erfolge nach einer Förderpreis-Teilnahme gab Laila Zoel im weiteren Rahmenprogramm zu Gehör. Sie sang unter anderem ihren Song, der als Soundtrack für einen Imagefilm der Sylt Marketing Gesellschaft verwendet worden war, und gab mit dem ehemaligen Förderpreis-Teilnehmer Jan-Hendrick Otten alias JAN!SOLO und ihrer gemeinsamen Komposition einen weiteren Eindruck ihrer starken Stimme.
An die Karriere glauben
Wie finden sich denn nun aber Newcomer und Produzenten, um ihre Karriere richtig zum Laufen zu bringen? Auf diese Frage hatte der Hamburger Produzent Alex Henke einige Antworten. Seine Botschaft lautete: „Musik ist tatsächlich etwas, womit man auch reich und vor allem glücklich werden kann.“ Dieser Förderpreis sei eine gute Plattform, um anzufangen.
Vielfalt mit Pop-Covern und Glam-Rock
Diese Plattform nutzte als nächstes das Duo Sing Two Piano mit drei Cover-Pop-Songs; für die Sängerin Sophia Vienna war es der erste große Auftritt, am Klavier begleitete sie routiniert der dreimalige Förderpreis-Teilnehmer Christopher Wormuth. Nach anfänglicher Aufregung konnte Sophia ihre Gesangsbegeisterung etwa im Gloria Gaynor-Klassiker „I Will Survive“ voll zu Geltung bringen, während Christopher den Instrumentalpart virtuos ausfüllte.
Auf dem vierten Startplatz sammelten dann die „struggles“ mit Claudius Günsch am Klavier, Enis Yildiz am E-Bass und Johannes Koopmann am Schlagzeug Punkte bei Jury und Publikum. Ihre gelungene Präsentation zweier Glam-Rock-Titel, von Claudius komponiert und gesungen, riss die Zuschauer schließlich von den Sitzen und erntete stehende Ovationen. Hiermit hatte zumindest das Publikum bereits ein eindeutiges Votum abgegeben.
Ögers Music-Camp fördert sinnvoll
Während die Jury, in diesem Jahr gebildet von Elke Wenning, Markus Gieppner, Alina Paulsen, Alex Henke und Poul Jacobsen, schon in die Beratungspause ging, machte den Abschluss des Rahmenprogramms ein echter Fördererfolg: Zweimal hatte „Ögers Music-Camp“ dank der Spende des Unternehmers Öger Akgün stattfinden können, welches sich als neues Coachingangebot an Sylter Musiker richtet. Ein Video mit dankbarem Feedback der Teilnehmer zeigte dem Sponsor, der leider am Abend nicht selbst anwesend sein konnte, und den Organisatoren – mit diesem Förderangebot hat man ins Schwarze getroffen und den Musikern guten Input gegeben. Der sich sogar hören lassen konnte: Im Songwriter-Camp war ein kompletter Song entstanden, mit dem die Camp-Band live die Bühne rockte.
Endlich Siegerehrung!
Noch eine kurze Pause lang mussten die Teilnehmer gespannt warten, dann durften sie sich zur Siegerehrung mit Jury sowie Orga- und Technik-Team auf der Bühne einfinden. In einhelliger Abstimmung hatte die Jury die Plätze verteilt: Im goldenen Konfettiregen jubelten die „struggles“ und freuten sich über ein Preisgeld von 2.500 Euro, frenetisch beklatscht von ihren Fans. Als Zweitplatzierter nahm Patrick alias PJ nicht nur 1.500 Euro mit nach Hause, er gewann zusätzlich den Reinhard Mey-Sonderpreis für den besten deutschsprachigen Song, der mit 3.000 Euro dotiert ist. Die Band „Tommy & The Young Earth“ und das Duo Sing Two Piano sah die Jury auf dem dritten und dem vierten Platz, der jeweils mit einem Preisgeld von noch 1.000 Euro und 555 Euro sowie viel Applaus belohnt wurde.
Großartiges Finale
Alle Mitstreiter verhielten sich sehr sportlich, gratulierten sich gegenseitig und waren vor allem froh, dabei gewesen zu sein – dieser Geist ist eindeutig der richtige für solch eine Förderveranstaltung. Was die Sieger – zu Recht – nicht davon abhielt, sich beim finalen Auftritt mit einem ihrer Songs noch einmal ordentlich vom Publikum feiern zu lassen und den Saal zum Toben zu bringen.
Diesen Schwung wünschen sich die Organisatoren schon jetzt für den nächsten Förderpreis, der im Februar 2023 stattfinden soll. Denn trotz der wenigen Teilnehmer und eines nicht ausverkauften Congress Centrums war die Stimmung bombastisch. Davon haben sich hoffentlich einige künftige Musiker und Zuschauer mehr anstecken lassen!