Die Weinwelt ist eine lustige Gesellschaft. Jeder weiß ein bisschen was und mitreden gehört einfach zum guten Ton. Leider wird dies oft getan, ohne vorher das angeeignete Halbwissen zumindest einmal zu überprüfen. Gerade hierzulande gibt es bei dem ein oder anderen selbsternannten Wein-Connaisseur oft ein dogmatisches Scheuklappen-Denken.
So kommt es immer wieder zu Situationen, in denen ich dezent in mich hinein schmunzeln muss. Zum Beispiel vor ein paar Tagen, als ich bei einem Event einen PetNat ausschenkte. Es handelt sich hierbei um eine Variation von Schaumwein, bei welcher nur ein Gärvorgang abläuft und das finale Produkt nicht durch Filtration von der Hefe getrennt wird. Dadurch habe ich im Gegensatz zu Champagner oder Winzersekt einen leicht trüben Wein mit etwas weniger Druck und sehr frischen, teilweise hefig-mostigen Aromen.
Einer der Teilnehmer tat das Ganze als neumodischen Quatsch ab. Was interessant ist, handelt es sich doch um den ältesten Schaumweinstil der Welt. In Frankreich wird er auch Methode Ancestrale genannt, die Methode der Vorfahren. So wurde Champagner erfunden. Man kann PetNat mögen oder nicht, wie jeden Wein. Aber ihn als neumodisch zu betiteln hat er nicht verdient.
Ähnlich geht es mit den neuerdings wieder populärer werdenden Weinen aus Georgien. Diese gären in sogenannten Quevris, traditionellen Amphoren. Ein Gast sagte mir kürzlich, er fände es schon ambitioniert, dass die Georgier jetzt auf den Zug der Weinproduktion mit aufspringen möchten. Ein interessantes Statement, besonders wenn man weiß, dass Georgien das älteste Weinbauland der Welt ist.
Seit über 8000 Jahren wird hier Wein in Amphoren produziert. Also schon zu Zeiten, als unsere Vorfahren nicht einmal sanitäre Anlagen hatten und sich zur Notdurft in einen Acker gehockt haben. Es ist okay, bei seinem Lieblingswein zu bleiben und natürlich muss nicht jeder alles mögen. Wenn man aber lautstark Kritik äußert, sollte man zumindest wissen, woran. Sonst kann das Ganze schnell mal nach hinten losgehen.